Fondsmanager Bill Miller ist bullisch

Einer der erfolgreichsten Fondsmanager der Gegenwart, Bill Miller, sieht den Markt die gegenwärtige Kreditkrise überwinden und investiert in Aktien von Finanzunternehmen. Damit schätzt Miller die momentane Situation anders als Ken Fisher ein, für den die in den Medien beschriebene Kreditkrise nicht existiert.

Valueinvesting.de, 15. September 2007

Nach der Beurteilung Millers lastet die aktuelle Subprime-Krise auf dem amerikanischen Finanzsystem um einiges schwerer, als der 1987er Crash am Aktienmarkt. Miller sieht die Ursache hierfür in dem Umstand, dass der Hypothekenmarkt, der größer als die gesamte US-Wirtschaft ist, derzeit effektiv zum Stillstand kommt.

Darüber hinaus glaubt Miller, dass der Aktienmarkt steigen wird, sobald die aktuelle Krise überwunden ist. Sobald dies geschieht, sieht er diejenigen Industrien, die den Aktienmarkt in den vergangenen Jahren angeführt haben – beispielsweise die Energiebranche oder der Grundstoffsektor – im Hintertreffen. Damit prophezeit Bill Miller an der Börse einen Führungswechsel.

Außerdem erwartet Miller, dass der Aktienmarkt seine Erwartungen an das globale Wachstum neu justieren wird. Ganz konkret geht er von einer Wachstumsverlangsamung mit entsprechend negativen Folgen für die Börsen der Emerging Markets aus. Dagegen wird Gewinnwachstum, dort wo es noch stattfindet, angemessener als heute bewertet.

Was also kauft Bill Miller? Nach seiner Einschätzung erscheinen Finanzaktien momentan am attraktivsten, da sie zu niedrigen Kurs-Gewinn- beziehungsweise Kurs-Cashflow-Verhältnissen gehandelt werden und überdies von einer wieder steiler verlaufenden Zinsstrukturkurve profitieren.

Laut Miller notieren so bedeutende Finanzunternehmen wie die Citigroup (C), J.P. Morgan Chase (JPM), Bear Stearns (BSC), Lehman Brothers (LEH) oder Goldman Sachs (GS) zu außergewöhnlich geringen Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Auch wenn die Gewinne dieser Unternehmen künftig nicht groß steigen; so werden sie nach Millers Einschätzung zumindest auch nicht fallen.

Auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen für das laufende Geschäftsjahr weisen die Citigroup und J.P. Morgan Chase ein KGV von 9 auf, Bear Stearns besitzt ein KGV von 7, das KGV von Lehman Brothers liegt bei 6 und das von Goldman Sachs bei 8.

Für diese Art des Investierens ist Bill Miller bekannt. Sobald er innerhalb eines Sektors oder einer Branche Panik sieht – wie momentan bei Finanzaktien – steigt er ein. Diese Vorgehensweise hat sich in der Vergangenheit bereits viele male für ihn ausgezahlt.

Bill Miller gilt als klassischer Antizykler, der zur Zeit nicht mehr an defensiven Aktien interessiert ist, da sich der Markt nach seiner Einschätzung bereits in diese Richtung bewegt hat. Neben Finanzaktien ist Miller auch in Unternehmen wie Amazon (AMZN), Google (GOOG) oder Yahoo (YHOO) investiert und besitzt verschiedene US-Hausbauer.

Bei den letztgenannten gesteht er ein, diese zu früh gekauft zu haben.