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Selbstgemachte Dividenden

Selbstgemachte Dividenden sind eine Form von Kapitalerträgen, die aus dem Verkauf eines Teils des Anlageportfolios erzielt werden. Diese Erträge unterscheiden sich von der traditionellen Dividende, die der Vorstand eines Unternehmens an die Aktionäre ausschüttet.

Diese Idee der selbstgemachten Dividende steht im Mittelpunkt der sogenannten Dividenden-Irrelevanz-Theorie. Gegner dieser Theorie argumentieren, dass ein Anleger, der einen Teil seines Portfolios verkauft, am Ende weniger Aktien besitzt, was folglich zu einer reduzierten Vermögensbasis führt.

In seinem Aktionärsbrief für das Jahr 2012 erklärte Warren Buffett, warum Berkshire Hathaway keine Dividende zahlt und er selbst regelmäßig Berkshire-Aktien verschenkt, ohne dass der Wert seiner Beteiligung am Unternehmen gesunken (in absoluten Beträgen ist er sogar gestiegen) ist.

Auch Ken Fisher hat sich mit der Frage beschäftigt, welche Variante für Anleger die bessere Lösung ist, um ihren Ruhestand mit genügend Cashflow finanzieren zu können.

Der Mythos von hohen Dividendenrenditen

Dass die Finanzierung des Ruhestandes bei einem Portfolio aus dividendenstarken Aktien und/oder festverzinslichen Wertpapieren mit hohen Kupons einfach und vorhersehbar ist, hält Ken Fisher für einen Mythos, der möglicherweise zu einem kostspieligen Fehler führt.

Technisch betrachtet sind Dividenden und Zinszahlungen für Fisher Einkünfte, die in der Steuererklärung auch als solche ausgewiesen werden und an denen als Cashflow-Quellen grundsätzlich nichts auszusetzen ist. Folglich können Dividendenaktien und festverzinsliche Wertpapiere je nach den individuellen und langfristigen Zielen des Anlegers in unterschiedlichem Maße geeignet sein.

Fishers Hauptargument gegen eine reine Dividendenstrategie ist, dass Anleger basierend auf einer für sie geeigneten Benchmark (d.h. der langfristigen Vermögensallokation) optimal investiert bleiben sollten. Und ein Portfolio voller dividendenstarker Aktien kann dies aus seiner Sicht nicht gewährleisten.

Denn alle wichtigen Aktienkategorien kommen in und aus der Gunst der Anleger, einschließlich der Aktien mit hoher Dividende. Das gilt sowohl für Value- und Growth-Aktien, als auch für Small-Cap und Large-Cap Aktien. Alle wichtigen Sektoren (Technologie, Gesundheit, Finanzen etc.) rotieren. Sie durchlaufen immer und unregelmäßig Perioden, in denen sie führen und Perioden, in denen sie dem Aktienmarkt hinterherlaufen.

Dividendenwerte stellen für Ken Fisher nur eine weitere Aktienkategorie dar. Sie sind nicht leistungsfähiger oder weniger volatil. Manchmal sind sie gut, manchmal mittelmäßig und manchmal schlecht.

Die Zahlung einer Dividende ist nach Ansicht Fishers nur eine Art, Shareholder Value zu generieren. Einige Unternehmen entscheiden sich dafür, Shareholder Value durch die Reinvestition von Gewinnen zu generieren. Andere Unternehmen generieren Shareholder Value durch die Zahlung von Dividenden oder durch den Rückkauf eigener Aktien.

Da Unternehmen mit hohen Dividenden in der Regel mehr Wert darin sehen, Aktionären Bargeld zu geben, als Gewinne zu reinvestieren, gibt es einige Überschneidungen in den Kategorien „hoher Dividenden“ und sogenannter Value-Aktien. Dagegen neigen wachstumsstärkere Unternehmen in der Regel dazu, niedrige oder gar keine Dividenden zu zahlen.

Im Allgemeinen entwickeln sich Aktien mit hoher Dividendenausschüttung ebenfalls gut, wenn der Markt Value-Aktien allgemein bevorzugt. Und wenn Wachstumsaktien die Value-Kategorie übertreffen, schneiden Aktien mit hohen Dividenden gewöhnlich schlechter ab. Keine Kategorie führt für alle Zeiten!

Ken Fisher über selbstgemachte Dividenden

Aktien mit hoher Dividendenrendite schneiden also nicht dauerhaft besser ab, oder weisen im Zeitverlauf wesentlich anderen Volatilitäts- oder Renditeeigenschaften auf. Und vor allen Dingen sind Dividenden nicht garantiert.

Wenn Anleger Cashflow aus ihrem Portfolio benötigen und nicht eine unangemessen große Allokation von Dividendenwerten und/oder festverzinslichen Wertpapieren haben möchten, was können Sie tun? Laut Ken Fisher sollten sie Wertpapiere verkaufen.

Fisher sieht in selbstgemachten Dividenden eine Möglichkeit, das persönliche Aktienportfolio „zu ernten“, während man optimal investiert bleibt.

Denn der Kauf und Verkauf einzelner Wertpapiere ist heutzutage unglaublich günstig. Es gibt kaum Hindernisse, ein Portfolio basierend auf der gewählten Benchmark optimal investiert zu halten und ab und zu Wertpapiere zu verkaufen, um Bargeld zu beschaffen.

Die Erhöhung des eigenen Cashflows durch den Verkauf von Aktien ermöglicht gegebenenfalls auch eine gewisse Steuerplanung. Anleger können Wertpapiere mit Verlust verkaufen, um Gewinne auszugleichen. Auch wenn dies in machen Jahren nicht möglich ist, führt der Verkauf von Aktien mit einem langfristigen hohen Kapitalgewinn zu einer relativ geringen Steuerlast.

Darüber hinaus wird ein gut diversifiziertes Portfolio wahrscheinlich auch immer dividendenstarke Aktien enthalten, sodass ein gewisser Cashflow aus Dividenden dauerhaft erzielt wird.

Ob beim Kapitalaufbau, kurz vor dem Ruhestand, oder im Ruhestand – Anleger sollten sich laut Einschätzung von Ken Fisher mehr um die Gesamtrendite (Kurssteigerungen plus Dividenden), als nur um die Dividendenrendite kümmern. Auf diese Weise können sie eine geeignete Benchmark basierend auf ihren Zielen und ihrem Zeithorizont auswählen.

Dagegen kann es für Anleger, die sich ausschließlich auf die Dividendenrendite konzentrieren bedeuten, dass Sie hinter der Rendite des Aktienmarktes zurückbleiben.

In Kategorie: Miscellaneous

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Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

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