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Wie Ted Weschler 70.384 Dollar in 221,6 Millionen verwandelte

Im Juni diesen Jahres berichtete die Non-Profit Organisation ProPublica, dass das Rentenkonto von Berkshire Hathaways Investmentmanager Ted Weschler im Zeitraum von 1989 bis 2018 von ursprünglich 70.384 US-Dollar auf ein Vermögen von 221,6 Millionen US-Dollar angewachsen war.

Daraufhin schrieb Weschler eine E-Mail an ProPublica, in der er auf Fragen einging, die ProPublica zu seinem Roth-Konto (Rentenkonto, das bei Ausschüttung nicht besteuert wird) gestellt hatte. Das Konto wies laut Information der Steuerbehörde der Vereinigten Staaten zum Jahresende 2018 einen Gesamtwert von 264,4 Millionen US-Dollar auf (42,8 Millionen US-Dollar stammten von Unterkonten, die Weschler nach 1989 eingerichtet hatte).

Im August griff ein Kolumnist der Washington Post die Geschichte auf und wollte wissen, wie Ted Weschler die Wertsteigerung seines Rentenkontos bewerkstelligt hatte. Weschler reagierte auf diese Anfrage ebenfalls und war bereit zu erklären, auf welche Art und Weise er seine Rendite von insgesamt 315.000 Prozent oder 32% per anno erzielte.

Diese herausragende Performance wurde von Ted Weschler erreicht, obwohl er im Jahr 1990 einen Verlust von stolzen 52 Prozent hinnehmen musste, nachdem die Aktien von Continental Health Affiliates sowie Anleihen von Integric Trace gegenüber seinem Einstandspreis um 67% beziehungsweise 55% gefallen waren.

Laut Aussage von Ted Weschler habe er seine Zahlen aufgestellt, indem er ausschließlich in frei verfügbare Wertpapiere investiert hat. Mit seiner öffentlichen Reaktion auf die publik gemachten Daten wollte Weschler junge Leute ermutigen, sich ebenfalls ein Vermögen aufzubauen. Zitat:

In einer perfekten Welt würde niemand von diesem Konto erfahren. Aber jetzt, da die Zahl da draußen ist, hoffe ich, dass etwas Gutes dabei herauskommt, indem es Berufseinsteiger motiviert, frühzeitig mit dem Sparen und Investieren zu beginnen.

Wie Ted Weschler sein Rentenkonto aufbaute

Nach seinem Abschluss an der Cathedral Preparatory School in Pennsylvania begann Weschler im Jahr 1983 als Junior-Mitarbeiter bei W. R. Grace and Company, einem in New York ansässigen Mischkonzern. Ein Jahr später begann er damit, seine Beiträge zum 401k-Plan (ein in den USA vom Arbeitgeber mitfinanziertes Modell der privaten Altersvorsorge) von W. R. Grace zu maximieren.

Als er W. R. Grace and Company Ende 1989 verließ, war sein Rentenkonto auf 70.384 US-Dollar (davon entfielen 34.353 US-Dollar auf seinen eigenen Beitrag, 12.328 US-Dollar kamen von W. R. Grace und der Rest waren Anlagegewinne) angewachsen.

Weschlers Empfehlung für nicht-professionelle Anleger

Anlegern, die nicht über seine Fähigkeiten im Bereich der Kapitalanlage verfügen, empfiehlt Ted Weschler, ähnlich wie Warren Buffett, Indexfonds (vergleiche: Warren Buffett zu Exchange Traded Funds).

Laut seiner Berechnung wären die 70.384 US-Dollar, über die er Ende 1989 auf seinem Rentenkonto verfügte, bei einer Investition in den S&P 500 Indexfonds von Vanguard bis zum 30. Juni 2021 auf mehr als 1,6 Millionen US-Dollar angewachsen. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von immerhin 10,2%.

Dieses beeindruckende Ergebnis führt Ted Weschler zu einem ganz einfachen Rat: „Früh anfangen, den Arbeitgeberbeitrag maximieren, 100 Prozent in Aktien investieren und all den anderen Lärm ignorieren.“

Quelle:

Die einfachen Tricks, die das Rentenkonto eines Anlegers in Höhe von 70.000 US-Dollar in ein Vermögen von 264 Millionen US-Dollar verwandelten. Washington Post, 27. August 2021

In Kategorie: Miscellaneous

Über den Autor

Veröffentlicht von

Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

4 Kommentare

  1. Bernd

    Es ist eigentlich einfach. Für die meisten vllt. zu einfach und auch kompliziert zu gleich. „Für die Börse hab ich nicht genug Geld“, „Mit Aktien kenn ich mich nicht aus.“ und „Ich will erstmal leben.“ Das ist so ein Schnitt durch die Meinungen von einigen aus meinem Umfeld. Ich komme mir schon richtig blöd vor, wenn ich immer wieder von finanzieller Unabhängigkeit anfange. Nur allein verstehen tun das die meisten (noch) nicht.

  2. Hallo Bernd,

    der Volksmund sagt, dass man niemanden zu seinem Glück zwingen kann. Mit dem Wissen um den Zinseszins ist es aber richtig, den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu gehen. Am Ende des Tages wird man dann sehen, wer sein Leben besser gemeistert hat.

    Viele Grüße
    Mario

  3. Daniel

    Hallo Mario,

    ich verfolge deinen Blog schon seit einiger Zeit und finde deine Artikel sehr fundiert und inspirierend. Ich schätze diesen klaren Fokus auf das Value Investing. ?

    In diesem Artikel beschreibst du wie Ted Weschler über Jahrzehnte eine unglaubliche Rendite von 32% p.a. eingefahren hat.

    Und dies hat er mit frei verfügbaren Wertpapieren geschafft (im Gegensatz zu Peter Thiel) und ich nehme mal an ohne Fremdkapitalhebel, richtig?

    Wie kann man heutzutage ähnliche Renditen mittels Value Investing erreichen? Was wären deine Ansatzpunkte?

    Viele Grüße
    Daniel

  4. Hallo Daniel,

    die 32% Rendite von Ted Weschler kamen ohne den Einsatz von Fremdkapital zustande, schließlich handelte es sich um sein steuerbegünstigtes Rentenkonto. Allerdings ist diese Performance auch für professionelle Investoren mehr als außergewöhnlich. Richtig guten Investoren gelingt es den Markt langfristig um einige Prozentpunkte zu übertreffen. Alles was darüber hinausgeht, sind die großen Ausnahmefälle.

    Renditen in der beschriebenen Größenordnung lassen sich m.E. nur mit konzentrierten Portfolios erzielen. Und auch in diesen sind es i.d.R. wenige Multibagger, die den Großteil der Gesamtrendite ausmachen. Man muss also Unternehmen mit einem möglichst lange andauernden Wettbewerbsvorteil finden, sich an diesen relativ früh in ihrer Wachstumsphase beteiligen und die Position dann durchhalten. Dies ist auch wichtig, um den Zinseszinseffekt nicht ständig durch die Zahlung von Kapitalertragsteuer zu unterbrechen.

    Mohnish Pabrai ist ein Value Investor, der genau das versucht. Ein realistischer Ansatzpunkt wäre also, Mohnish Pabrai zu folgen.

    Viele Grüße
    Mario

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