In seiner letzten Forbes Kolumne vom 12. September 2008 beschreibt David Dreman die gegenwärtige Marktsituation als eine der härtesten Zeiten innerhalb einer Generation, sieht zugleich aber auch einige sehr gute Gelegenheiten für diejenigen, die die aktuelle Phase durchstehen können.
Valueinvesting.de, 17. September 2008
Zunächst geht David Dreman jedoch auf das Dilemma ein, in dem sich sowohl die US-Notenbank, als auch die Regierung derzeit befindet. Dreman vertritt dabei die Meinung, dass weder Notenbank noch Regierung die aktuellen Probleme lösen können.
So nehmen Anleger in diesen Tagen schmerzlich wahr, dass Banken und insbesondere Investmentbanken nach wie vor in einem schier endlosen Meer von schlechten Hypotheken zu ertrinken drohen. Ungeachtet der Bereitstellung zahlreicher Kreditmittel seitens einer nachsichtigen Notenbank, sind die Banken nach Aussage von David Dreman heute weit weniger liquide, als zu Beginn der Krise.
Denn solange die Kreditausfälle weiter zunehmen, müssen die Banken ihre Vermögenswerte weiter abschreiben. Dies führt zu einer andauernden Beeinträchtigung ihrer Kapitalbasis und damit auch zum Absinken ihrer Aktienkurse. Als Folge haben die Institute damit einen Punkt erreicht, an dem sie keine neuen finanziellen Mittel mehr aufnehmen können, ohne das Kapital ihrer bestehenden Aktionäre gravierend zu verwässern. Infolgedessen haben die Finanzspritzen der Notenbank weder zu einer Senkung der Hypothekenzinsen, noch zu einer gestiegenen Liquidität der Kreditinstitute geführt.
Die Verbraucher sehen sich mit stagnierenden Löhnen, aufgebrauchten Ersparnissen und fallenden Immobilienpreisen konfrontiert. Die aufgenommenen Hypotheken üben starken Druck auf ihre Konsumausgaben aus. Die US-Notenbank und das Finanzministerium haben daher keine andere Wahl, als die Zinssätze solange niedrig zu halten, bis die aktuellen Liquiditätsprobleme behoben sind. Anders zu handeln, würde nach Einschätzung von David Dreman zu einer starken Rezession und der Gefahr von finanzieller Panik führen. Andererseits sind mit dem niedrig halten der Zinsen volkswirtschaftliche Risiken verbunden, wie sie zuletzt in der Periode von 1978-1981 bestanden, als die Inflationsrate auf durchschnittlich 11% p.A. angestiegen war. Dies ist das Eingangs von Dreman beschriebene Dilemma der Notenbank.
Der amerikanische Konsumentenpreisindex lag im Juli um 5,6% höher als ein Jahr zuvor, der Index der Erzeugerpreise um 9,8%. Die US-Einfuhrpreise stiegen wegen dem schwachen Dollar und dem hohen Ölpreis auf Jahressicht sogar um 21,6%. Das bedeutet den größten Anstieg seit dem Start des Erzeugerpreisindex im Jahr 1982.
Optimisten gehen derzeit davon aus, dass sich die Energie-, Rohstoff- und Einfuhrpreise – die stärkten Kräfte hinter einer steigenden Inflation – umkehren und deutlich fallen werden. Dreman hält dies für Wunschdenken! Nach seiner Einschätzung ist Öl weltweit knapp und der Appetit nach Öl wächst fast doppelt so schnell, wie die Entdeckungsgeschwindigkeit neuer Vorräte. Nach Aussage von David Dreman gab es seit 1984 kein einziges Jahr, in denen neue Ölfunde über dem Verbrauch lagen. Selbst wenn sich der Ölverbrauch aufgrund einer Rezession in den USA und Europa verlangsamen sollte, wird die Ölnachfrage aus China, Indien und dem Nahen Osten weiter ansteigen. Durch die rasche Industrialisierung dieser Regionen erwartet Dreman auch weiterhin einen Auftrieb der Rohstoffpreise.
Aus den genannten Gründen glaubt David Dreman in den nächsten Jahren an einen Anstieg der Inflationsrate. Sofern er mit dieser Erwartung richtig liegt, werden sich nach seiner Einschätzung die Finanzmärkte stabilisieren und das Hypothekendebakel unter Kontrolle gebracht. Aufgrund der bis dahin verlorenen Zeit wird die US-Notenbank die Zinssätze hiernach aber deutlich anheben.
Was ist in diesem Szenario zu tun? Menschen, die unbedingt in Anleihen investieren möchten, rät Dreman zu sehr kurzen Laufzeiten. Das kostet zwar Rendite. Der Verlust sollte jedoch aufgeholt werden, sobald die Notenbank auf die Bremse tritt und die Zinsen emporschnellen. Direkt im Anschluss rät David Dreman aber schon dazu, den Aktienmarkt nicht aufzugeben und ein gut diversifiziertes Portfolio qualitativ hochwertiger Aktien zu halten. Zwar können Aktien der Inflation für eine Weile hinterher hinken. Im Laufe der Zeit sollten Aktien nach Aussage von Dreman aber aufholen und die Inflationsrate deutlich übertreffen.