Wir befinden uns in einer Depression, nicht in einer Rezession. Diese Einschätzung vertritt David Dreman in seiner aktuellen Kolumne unter www.forbes.com/dreman.
Valueinvesting.de, 30. März 2009
Dreman erklärt, dass momentan eine Industrie nach der anderen von der Finanzkrise heimgesucht wird. Nachdem diese im Bereich der Hypotheken ausgebrochen war, wurden von ihr nach und nach auch Geldmarktfonds, Geldmarktpapiere und Schulden auf Kreditkarten erfasst. Anschließend breiteten sich Entlassungen und ein Verfall der Preise von Industrie zu Industrie aus. Inzwischen sind neben der Automobilbranche auch sonstige Industriegesellschaften bis hin zu Unternehmen aus der Metall- und Ölverarbeitung betroffen. Zwar haben die US-Autohersteller General Motors, Ford und Chrysler bereits seit Jahren Probleme, die derzeitige Situation ist nach Aussage Dremans aber anders. Denn selbst der Branchenprimus Toyota musste im Geschäftsjahr 2008 einen operativen Verlust ausweisen, den ersten seit 70 Jahren.
David Dreman berichtet weiter, dass einzelne Stadtverwaltungen in den USA bereits gezwungen sind, die Finanzierung von Bauvorhaben sowie das Anwerben von Polizeikräften und Lehrern zu stoppen, da sie nicht mehr in der Lage sind, Geld zu leihen. In Los Angeles wird beispielsweise erwartet, dass Tausende Schullehrer ihre Arbeit verlieren werden. Vor diesem Hintergrund erwartet Dreman einen Anstieg der US-Arbeitslosenrate auf mindestens 10%. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) erwartet, dass zum Jahresende 2009 weltweit insgesamt 50 Millionen Menschen arbeitssuchend sind. Wann sich die Bedingungen für die Wirtschaft und an den Märkten wieder bessern, ist nach den Worten Dremans unmöglich vorherzusagen, da dies davon abhängig ist, wie erfolgreich die staatlichen Konjunkturprogramme sein werden.
So schlecht die Verfassung der Wirtschaft auch ist, die derzeitige Situation ist nach Einschätzung von David Dreman wesentlich anders, als zu Zeiten der großen Depression, da praktische alle Industrienation geld- und fiskalpolische Anreize schaffen. Zwar bestehen diese nach Auffassung Dremans aus allerhand Flickwerk, im Laufe der Zeit dürfte die Arbeit der Verantwortlichen aber effizienter werden. Darüber hinaus führt Dreman an, dass das politische Umfeld heute um einiges stabiler als in den 1930er Jahren ist, da die Angst vor Anarchie, Sozialismus und Kommunismus zu jener Zeit noch gut begründet war.
Was ist aktuell zu tun?
Zu allererst rät Dreman sämtliche Analysen beiseite zu legen, die auf das kurzfristige Geschehen fokussiert sind. Wie sich ein Investmentfonds in den kommenden drei Monaten entwickeln wird oder in den vergangenen drei Jahren entwickelt hat, ist nach Aussage Dremans irrelevant. Wer im Besitz defensiver Aktien oder Staatsanleihen ist, wird mit diesen Investments zwar besser als die Meisten gefahren sein. Sobald der Markt zurückkommt, werden diese Investments aber aller Voraussicht nach zu Nachzüglern. Es gibt zwei Arten von Investments, die David Dreman in der derzeitigen Situation empfiehlt.
Der erste Investmenttyp ist ein diversifiziertes Portfolio von großkapitalisierten Value Aktien. Nach Dremans Einschätzung werden sich diese von ihrem momentanen Bewertungsniveau, welches das niedrigste seit Jahrzehnten ist, im Laufe der Zeit ansehnlich entwickeln. Die gemachte Aussage gilt insbesondere vor dem Hintergrund der höchsten Inflationsrate seit dem Zweiten Weltkrieg, nachdem die Regierungen rund um den Globus Geld drucken. In inflationären Zeiten haben sich Aktien bei der Erhaltung und Erhöhung der Kaufkraft immer gut gemacht. David Dreman prognostiziert: „Sogar wenn Aktien um weitere 15 oder 20% fallen, werden sie sich von ihrem derzeitigen Niveau aus in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich mindestens verdoppeln.“
Als zweites bieten Immobilien nach Einschätzung Dremans über die nächsten fünf Jahre enorme Chancen. Dreman erwartet, dass sowohl Häuser als auch Gewerbeimmobilien von der bevorstehenden Erholung profitieren werden. Zwar ist die Krise noch nicht vorbei, die Programme von Finanzministerium und Notenbank laufen aber an. Des Weiteren werden die Preise durch die Inflation empor getrieben.
Zur Umsetzung der Aktienstrategie empfiehlt David Dreman sogenannte Exchange-Traded-Funds (Index-Aktien), da diese einen leichten und günstigen Zugang zu einem breit diversifizierten Aktiendepot ermöglichen.