Legg Mason: 2008 könnte anders werden, als 2007

David Nelson, Vorsitzender des Investment Komitees der in Deutschland hauptsächlich durch Bill Miller bekannten Kapitalanlagegesellschaft Legg Mason Capital Management, vertritt in seinem aktuellen monatlichen Kommentar zum Aktienmarkt die Meinung, dass in 2008 gänzlich andere Investmentstrategien belohnt werden, als in 2007.

Valueinvesting.de, 22. Januar 2008

Nach seiner Einschätzung gibt es weit verbreitete Erwartungen, dass sich das Wachstum des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts verlangsamen wird. In einigen Sektoren preist der Aktienmarkt sogar eine Rezession ein. Auf der anderen Seite signalisiert der Markt, dass Sektoren wie Energie, Rohstoffe und industriell gefertigte Gebrauchsartikel, aufgrund der Stärke der sich entwickelnden Marktwirtschaften, ungeachtet der Verlangsamung der US-Konjunktur einigermaßen ungeschoren bleiben.

Angesichts der gegenwärtig hochgeschraubten Investorenerwartungen muss nach der Einschätzung von Legg Mason aber damit gerechnet werden, dass diese Sektoren dennoch enttäuschen. So hält David Nelson einen weltweiten Niedergang der Konjunktur für wahrscheinlicher, als viele momentan vermuten.

Ob in den USA, im Vereinigten Königreich oder in Japan: Überall gibt es derzeit nur geringes Wachstum! Auch die Stärke des Euro dürfte nach der Ansicht Legg Masons eine Verlangsamung des Wachstums der kontinentaleuropäischen Ökonomie bewirken.

Falls die entwickelten Volkswirtschaften – die grob geschätzt rund 70% des Welt-Bruttoinlandsprodukts repräsentieren – ihr Wachstum verlangsamen, werden in der Folge auch die sich entwickelnden Ökonomien schwächeln. Zumal die Kundschaft der meisten sich entwickelnden Volkswirtschaften aus den etablierten Industrienationen stammt.

Dazu kommt, dass die chinesische Zentralbank seit nunmehr 18 Monaten dabei ist, die Kreditbedingungen zu verschärfen, um Chinas überhitzte Wirtschaft und den Inflationsdruck abzuschwächen. Legg Mason erwartet, dass die Notenbank diese Politik fortsetzt, bis sie ihr Ziel erreicht hat.

Bislang war China als Konsument von industriell gefertigten Gebrauchsartikeln unbedeutend. Nach einer Aussage von Francois Trahen von der ISI Group, wird China im Jahr 2007 aber mehr Kupfer verbraucht haben, als die USA und Japan zusammen. Somit könnte sogar ein bescheidener Rückgang der chinesischen Nachfrage einen sehr heftigen Effekt auf die Preisgestaltung bestimmter industriell hergestellter Gebrauchsartikel haben. Das gleiche gilt für den Ölpreis.

Legg Mason stellte zuletzt fest, dass sich die eigenen Investitionen in Bereichen vergrößern haben, in denen Besorgnis herrscht (wie beispielsweise innerhalb der Finanzbranche), und dass Sektoren, in denen der Optimismus übertrieben oder ungerechtfertigt erscheint, in den Portfolios eher untergewichtet sind.

David Nelson sagt, dass dieses Handeln nicht aus Arroganz, sondern aus Bescheidenheit erfolgt und merkt gleichzeitig an, dass man sich auch irren oder zu voreilig sein könnte. Laut Nelson waren die Entscheidungen, die die meisten Bauchschmerzen verursacht haben, in der Vergangenheit jedoch die profitabelsten.

Am Ende seines Marktkommentars beruft sich David Nelson auf Benjamin Graham, der darauf aufmerksam gemacht hat, zu seinen Entscheidungen zu stehen, sofern man sie nach reiflicher Überlegung getroffen hat.

Graham war stets der Meinung, dass man sich nicht von der Meinung der Masse abhängig machen soll: „Du hast nicht Recht oder Unrecht, weil die Masse nicht Deiner Meinung ist. Du hast Recht, da Deine Fakten und Deine Schlußfolgerungen daraus richtig sind.