Der Schneeball-Effekt: Wie man sein Kapital mit Aktien steigert

Beitragsbild Schneeball-EffektDer Zinseszins führt mit zunehmender Geschwindigkeit zu steigenden Kapitalmitteln. Das Konzept wird auch als „Schneeballeffekt“ bezeichnet, da aus einem kleinen Schneeball schnell ein sehr großer wird, wenn er beim Herabrollen eines Hangs Schnee aufnimmt (auch als exponentielles Wachstum bekannt).

Der Schneeball nimmt jedoch nicht nur beim Herabrollen eines Hangs konstant an Größe zu, sondern beschleunigt auch seinen Massenzuwachs. Dies liegt daran, dass mit zunehmender Größe bei jeder Umdrehung mehr Schnee an ihm haften bleibt. Die Analogie des Schneeballeffekts kann auch auf Aktien von hochwertigen Unternehmen angewendet werden, die ihre Gewinne und Dividenden im Laufe der Jahre sukzessive steigern.

Beispiel für den Schneeballeffekt

Der Zinseszinseffekt ist die mächtigste Maschine zur Schaffung von Wohlstand, weshalb Albert Einstein diesen als „achtes Weltwunder“ bezeichnet hat. Charlie Munger sagte in einem Interview vom 22. Januar 1996 gegenüber Forbes:

Wenn man sich sowohl über die Ertragskraft des Zinseszinses als auch über die Schwierigkeit im klaren ist, diese richtig einzusetzen, hat man im Grunde viele Zusammenhänge begriffen.

Im Folgenden soll das Konzept des Schneeballeffekts an einem praktischen Beispiel veranschaulicht werden. Hierzu wird ein Betrag von 100,00 Euro mit 5,75% pro Jahr verzinst. 5,75% deshalb, weil dies der durchschnittlichen jährliche Rendite (ohne Dividendenzahlungen) entspricht, die mit einer einfachen Investition in Aktien des amerikanischen Dow Jones Index in einem 124-Jahres-Zeitraum von 1896-2020 zu erzielen war.

Im ersten Jahr würde man 5,75% der Anfangsinvestition von 100,00 Euro verdienen, sodass dieser Betrag zu Beginn des zweiten Jahres auf 105,75 Euro angewachsen ist. Im zweiten Jahr werden allerdings schon 5,75% auf 105,75 Euro verdient, was bedeutet, dass die zusätzlich erhaltene Summe auf 6,08 Euro angewachsen ist. Im dritten Jahr würden wiederum 5,75% auf jetzt 111,83 Euro verdient, was zu einem Ertrag in Höhe von 6,43 Euro führen würde und so weiter.

Aus diesem Schneeballeffekt wächst der ursprüngliche Betrag von 100,00 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren auf 305,92 Euro an. Hätte der Schneelball jedoch nicht jedes Jahr mehr Schnee aufgenommen und stattdessen nur konstant 5,75 Euro pro Jahr gezahlt, wäre die Anganfsinvestition von 100,00 Euro nur auf 215,00 Euro angewachsen. Im Beispielfall hat das Aufzinsen die Gesamtrendite über einen Zeitraum von 20 Jahren um 90,92% erhöht.

Den Schneeballeffekt anwenden

Um die Magie des Schneeballeffekts für sich arbeiten zu lassen ist es hilfreich zu sehen, was der vielleicht größte Investor der Geschichte Warren Buffett hierzu sagt:

Alles, was man beim Investieren braucht ist, Aktien von guten Unternehmen zu einem guten Zeitpunkt auszuwählen und die Aktien zu behalten, solange die Unternehmen gut bleiben.

Diese einfache Aussage von Warren Buffett enthält drei tiefgreifende Prinzipien, die den Schlüssel zu guten Investitionen darstellen: (1) Die Aktien von langfristig erfolgreichen Unternehmen identifizieren, (2) eine adäquate durchschnittliche jährliche Rendite erzielen und (3) die Geduld haben, den Schneeballeffekt wirken zu lassen.

Die in Frage kommenden Unternehmen umfassen in der Regel immer Eigenschaften, wie eine hohe Eigenkapitalrendite sowie einen starken und dauerhaften Wettbewerbsvorteil, um die hohen Eigenkapitalrenditen auch über lange Zeiträume aufrechterhalten zu können. Laut Charlie Munger ist die Eigenkapitalrendite deshalb so entscheidend, weil sie langfristig der wichtigste Faktor bei der Bestimmung der Rendite einer Aktieninvestition ist. Zitat:

Langfristig ist es für eine Aktie schwer, eine viel bessere Rendite zu erwirtschaften als das Unternehmen, das ihr zugrunde liegt. Wenn das Unternehmen über vierzig Jahre sechs Prozent seines Kapitals verdient und Sie es vierzig Jahre halten, geht es nicht anders als eine Rendite von sechs Prozent zu erzielen, selbst wenn Sie es ursprünglich mit einem riesigen Rabatt gekauft haben.

Umgekehrt, wenn ein Unternehmen über zwanzig oder dreißig Jahre achtzehn Prozent seines Kapitals verdient, selbst wenn Sie einen teuer aussehenden Preis bezahlen, werden Sie am Ende mit einem verdammt guten Ergebnis dastehen.

Wenn man Aktien jedoch regelmäßig kaufen und verkaufen muss, weil die hinter den Aktien stehenden Unternehmen ihre Wettbewerbsvorteile (und damit ihre Fähigkeit, Kapital zu attraktiven Renditen aufzuzinsen) verlieren, wird man am Ende den vollen Vorteil des Schneeballeffekts verpassen. Mit den Worten von Charlie Munger klingt das wie folgt:

Wenn Sie etwas kaufen, das 30 Jahre lang zu 15 % pro Jahr verzinst wird, und am Ende eine Steuer von 35% zahlen, dann behalten Sie nach Steuern eine durchschnittliche Rendite von 13,3% pro Jahr. Wenn Sie dagegen bei der selben Investition jedes Jahr 35% auf die 15%, die Sie verdient haben, Steuern bezahlen müssen, beträgt Ihre Rendite 15% minus 35%, also nur 9,75% pro Jahr.

Der Unterschied beträgt also über 3,5% per anno. Und was 3,5% über lange Haltefristen wie 30 Jahren mit den Zahlen macht, ist wirklich aufschlussreich.

Konkretes Aktien-Beispiel

Die von Warren Buffett im Jahr 1988 erworbene Beteiligung an Coca-Cola ist ein klassisches Beispiel für ein langfristig erfolgreiches Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen, das für langfristig orientierte Anleger zu exponentiellen Renditen geführt hat.

Coca-Cola besitzt oder lizenziert mehr als 500 alkoholfreie Getränke. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1886 hat es sich in mehr als 200 Ländern weltweit verbreitet. Durch seine Marken vertreibt Cola-Cola täglich etwa zwei Milliarden Getränkeeinheiten weltweit und erwirtschaftete damit im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 33 Milliarden US-Dollar.

Der starke Markenmarke und die bei den Konsumenten beliebten Getränke haben eine äußerst loyale Anhängerschaft unter den Verbrauchern aufgebaut, die es ermöglicht, höhere Preise zu verlangen und damit das Eigenkapital der Anleger über einen langen Zeitraum mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von über 20% zu erhöhen.

Die hohe Eigenkapitalrentabilität des Unternehmen zeigt sich auch im Aktienkurs, der das exponentielle Wachstum veranschaulicht. So hat die Coca-Cola Aktie seit dem Einstieg von Warren Buffett im Jahr 1988 in einem 32-Jahres-Zeitraum bis Ende 2020 eine Kursrendite von insgesamt 2.175 Prozent oder 10,3% per anno erzielt.

Schneeballeffekt anhand der Coca-Cola Aktie im Zeitraum 1988-2020
Grafik: Kursrendite der Coca-Cola Aktie von 1988-2020

Nebenbei bemerkt, ist Coca-Cola auch eine hervorragende Dividendenwachstumsaktie, da die Dividendenausschüttung pro Aktie von 0,44 US$ im Jahr 2003 auf 1,64 US$ im Jahr 2020 um durchschnittlich 8,0% per anno gestiegen ist.