Warren Buffett zu Finanzkrise und US-Wirtschaft

Im Rahmen eines Nightly Business Report Interviews vom 22. Januar sprach Warren Buffett unter anderem über die anhaltende Finanzkrise und den Zustand der amerikanischen Wirtschaft.

Valueinvesting.de, 25. Januar 2009

Ein wesentlicher Gegenstand der laufenden Debatte unter Ökonomen ist die Frage nach dem Nutzen von steuerlichen Anreizen beziehungsweise Steuersenkungen. Warren Buffett sagt hierzu, dass in Wahrheit niemand vorhersagen kann, wie sich diese auswirken. Diese Aussage richtete er insbesondere an die Adresse der Ökonomen, die es ebenfalls nicht wissen, aber gerne darüber reden. In diesem Zusammenhang merkt Buffett an, dass die meisten Ökonomen in Bezug auf die gegenwärtige Krise in den letzten Jahren absolut falsch lagen.

Vielmehr hält es Warren Buffett für wichtig, zur Bekämpfung der Finanzkrise alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen. Da es keine perfekte Antwort auf die Frage nach der Wirksamkeit von steuerlicher Stimulation gibt, wäre es nach Buffetts Einschätzung ein schwerer Fehler abzuwarten und nichts zu tun. Auch wenn Warren Buffett nicht sagen kann, wie wirksam die fiskalpolitischen Maßnahmen sein und wie schnell sich die Dinge wieder richten werden, ist er dennoch sicher, dass die amerikanische Wirtschaft im Laufe der Zeit wieder wunderbar funktionieren wird.

Auch die Frage nach den Auswirkungen des aktuellen Multi Billionen Dollar Defizits kann Warren Buffett nicht eindeutig beantworten. Buffett erklärt, dass man in der Wirtschaft niemals eine einzige Sache losgelöst von allen anderen betrachten könne. Folglich ist damit zu rechnen, dass die Geldmittel, die auf die Lösung der Finanzkrise verwendet werden, Nachwirkungen haben und ihrerseits wieder zu bestimmten neuen Problemen führen. Warren Buffett ergänzt, dass die finanziellen Mittel, die zur Lösung der aktuellen Krise aufgewendet werden, einer Dosierung entsprechen, die das Land bis dato nicht gesehen hat. Daher lassen sich die Folgen nicht genau vorhersagen. Sicher ist sich Warren Buffett aber in der Einschätzung, dass die inflationären Konsequenzen erheblich sein können.

Nachdem Warren Buffett die derzeitige Situation bereits im Oktober vergangenen Jahres als wirtschaftliches Pearl Harbor bezeichnete, beurteilt er die momentane Lage weiterhin als äußerst schlecht. Zwar haben sich die Umstände im Markt für Unternehmensanleihen vor etwa einem Monat leicht gebessert, die Rate rückläufiger Unternehmensaktivitäten verlaufe aber nach wie vor in einem ziemlich alarmierenden Tempo. Aus diesem Grund besteht für Warren Buffett kein Zweifel, dass sich die Geschäftswelt wirklich verlangsamt.

Die Kaufgewohnheiten der Menschen haben sich geändert. Nach Buffetts Beobachtung hat die Angst um sich gegriffen, ein Umstand, der nur schwer zu bekämpfen ist. Nachdem die Menschen gierig wurden, wurden sie nach einer Weile noch gieriger. Nach einiger Zeit hat das Pendel nun in die andere Richtung, auf die Seite der Angst, ausgeschlagen. Buffett sagt, dass auch dieser Zustand überwunden werde und zu hoffen ist, dass der Weg zurück auf die Seite der Gier nicht zu weit getrieben wird.

Die Frage nach der voraussichtlichen Dauer der gegenwärtigen Rezession beantwortet Warren Buffett wie folgt: “ Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß keine Antwort auf diese Frage. Das einzige, was ich weiß ist, dass ich es nicht weiß. Vielleicht denken andere Leute es zu wissen, aber ich habe keine Ahnung.“