Bruce Berkowitz über seinen Investmentansatz und Berkshire Hathaway

Bruce Berkowitz, Gründer und Portfoliomanager von Fairholme Fund, erzielte in den letzten acht Jahren, seit er bei Fairholme Capital Management mit der Vermögensverwaltung begonnen hatte, eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17,4%. Verglichen mit dem S&P 500 Aktienindex, der im gleichen Zeitraum nur auf einen Gewinn von 1,71% p.A. kam, stellt dies eine beeindruckende Leistung dar.

Valueinvesting.de, 04. Februar 2008

Der Ansatz von Bruce Berkowitz sieht, wie bei vielen Value Investoren, die Konzentration seiner Investments auf eine relativ kleine Anzahl an Unternehmen vor, da er davon ausgeht, dass zunehmende Diversifizierung automatisch zu einer durchschnittlichen Rendite führt. Berkowitz mag Unternehmen mit einem hervorragenden Management und stark unterbewerteten Aktien. Bei der Entwicklung seiner Investmentstrategie wurde Bruce Berkowitz durch Benjamin Grahams Buch Intelligent Investieren (engl. Originaltitel: The Intelligent Investor) inspiriert.

Neben seiner Fokussierung auf außergewöhnlich gut gemanagte Unternehmen, die einen hohen freien Cashflow generieren und die der Aktienmarkt günstig bepreist, investiert Berkowitz auch in Aktien von mittelmäßigen Gesellschaften, sofern diese mit einem signifikanten Abschlag zu ihrem Inneren Wert gehandelt werden und darüber hinaus ein Katalysator existiert, der es wahrscheinlich macht, dass die bestehende Lücke zwischen dem aktuellen Marktpreis und dem Inneren Wert der Aktie in einem akzeptablen Zeitraum geschlossen wird.

In seinem aktuellen Brief an die Anteilseigner von Fairholme Fund geht Berkowitz noch etwas näher auf seinen Investmentansatz ein und beschreibt die Vorzüge von Berkshire Hathaway als derzeit größtes Einzelinvestment innerhalb des von ihm gemanagten Fondsvermögens.

Neben den zuvor beschriebenen Investitionskriterien ist Berkowitz vornehmlich an Sektoren interessiert, die in großem Umfang rückläufige Börsenwerte aufweisen. Nach Aussage Berkowitz‘ fallen die Aktienkurse von Unternehmen in diesen Industrien gewöhnlich schneller, als ihre zugrundeliegenden Unternehmenswerte. Die Ursache sieht er darin, dass zumeist ganze Branchen von dem Zusammenbruch einzelner spekulativer Wertpapiere negativ betroffen sind.

Nach Einschätzung von Bruce Berkowitz setzt dies einen darwinistischen Prozess – im Sinne einer Evolution durch natürliche Auslese – in Gang, durch den die starken Unternehmen stärker werden und die schwachen Unternehmen verschwinden. Dabei werden die Gewinner gewöhnlich von hartgesottenen Eigentümern oder Managern geführt, denen bewusst ist, dass die in schlimmen Zeiten gemachte Aussaat zu einer reichhaltigen Ernte führt, nachdem sich die Stürme gelegt haben. „Dem Sieger gehört die Beute!“

Diese Theorie findet in Berkowitz‘ größtem Einzelinvestment, Berkshire Hathaway, ihre aktuelle Bestätigung. Denn nach seiner Einschätzung erlaubt die Implosion der Kreditmärkte, die Überschuldung der wirtschaftlichen Garantiegeber, die geschwächte Konkurrenz sowie das Straucheln der immobiliennahen Industrien Berkshire Hathaway, mit der Gründung der Berkshire Hathaway Assurance Corp. in den Markt für Bond-Versicherungen einzusteigen, für einen Betrag von 4,5 Mrd. $ einen 60%igen Anteil des US-Mischkonzerns Marmon Holdings zu erwerben und seine frei verfügbaren Barmittel weiter zu steigern.

(Anmerkung: Zudem gab Berkshire Hathaway im Januar die Übernahme eines 3,03% Anteils an der Schweizer Rückversicherung Swiss Re bekannt. Die Swiss Re Aktien wurden über den laufenden Börsenhandel von Berkshires Versicherungstochter Columbia Insurance Company erworben.)

So wird nach Ansicht von Bruce Berkowitz Berkshire Hathaway, mit einer aktuellen Kriegskasse von rund 40 Mrd. $ Bargeld und 100 Mrd. $ an sonstigen liquiden Investments, zum logischen Oberkreditgeber oder zum letzten möglichen Ankäufer von finanziell verwundeten Unternehmen.