Ken Fisher: Aktienmarkt Ausblick im 2. Quartal 2007

Das 1. Quartal 2007 verlief nach Ansicht von Kenneth Fisher ein wenig holprig und brachte für den US-Aktienmarkt routinemäßige Gewinne. Dagegen entwickelte sich der globale Aktienmarkt weiterhin gut.

Valueinvesting.de, 28. Mai 2007

Beispielsweise konnte der MSCI World Index neue Höchststände erreichen. Ken Fisher bleibt damit weiterhin bullisch und erwartet nach wie vor ein gutes bis großartiges Aktienjahr 2007. In Abhängigkeit der psychologischen Verfassung erwartet er bei einer weiterhin vorsichtigen Stimmung der Marktteilnehmer einen Anstieg des Aktienmarkts von mindestens 10%. Sofern sich die Marktstimmung aufhellt, kann der Aktienmarkt in 2007 nach seiner Meinung sogar um bis zu 40% zulegen.

Den abrupten Kursrutsch Ende Februar bezeichnet Fisher lediglich als temporären Rücksetzer und nicht als Beginn einer länger andauernden Abwärtsbewegung. Ob noch weitere Kursrückgänge vor uns liegen, kann Fisher nicht sagen, da es keinen zuverlässigen Weg gibt, kurzfristige Aktienmarktbewegungen vorherzusagen. Die zurückliegende Marktaktivität sieht er daher als normale Turbulenz inmitten eines andauernden Bullenmarktes.

Nach seiner Einschätzung sind die Aussichten für Aktien weiterhin extrem freundlich. Gemessen an der Differenz zwischen der Gewinnrendite der Unternehmen (inverses KGV) und der Rendite von Anleihen sind Aktien weltweit immer noch sehr günstig. Darüber hinaus lassen Aktienrückkäufe und Barübernahmen das Aktienangebot weiterhin ungezügelt schrumpfen. Die Konjunktur sowie die Unternehmensgewinne bleiben nach Fishers Meinung vorerst stabil, während sich das Zinsniveau auf einem historisch niedrigen Level bewegt.

Als einen weiteren Beleg für ein rundherum positives Aktienumfeld führt Kenneth Fisher die Ersparnisse der US-Haushalte an. Ja, Fisher sagt Ersparnisse! Während die vorherrschende Meinung davon ausgeht, dass Amerikaner nicht sparen und verschwenderische Geldausgeber sind, äußert Fisher die für viele unverständliche These, dass die USA mehr sparen (vor allen Dingen effizienter), als jede beliebige andere Nation auf dieser Welt.

In diesem Zusammenhang zitiert Fisher den US-Notenbankchef Ben Bernanke der sagt, dass es tatsächlich eine globales Überangebot an Ersparnissen gibt. Die daraus entstehende Liquidität führt zu niedrigen langfristigen Zinsen. Generell lassen sich diese Überschüsse der altmodischen japanischen und chinesischen Manier zuschreiben, Geld auf Banksparkonten zu legen, wobei diese Ersparnisse in die USA und andere Industrienationen mit Leistungsbilanzdefiziten zurückfließen.

In der Folge untermauert Fisher seine Meinung mit Zahlen. Demnach ist das Reinvermögen der US-Haushalte seit dem 3. Quartal 2002 um 48% gestiegen. Die gewöhnliche Erklärung, dass hierfür die gestiegenen Hauspreise verantwortlich sind, lässt Fisher nicht gelten, da im gleichen Zeitraum alleine das Barvermögen um 38% auf 6,7 Billionen Dollar zugenommen hat. Nach Fishers Angaben haben Wohnimmobilien mit 22,6 Billionen Dollar gerade einmal einen Anteil von 33% am gesamten Nettovermögen der US-Haushalte von derzeit über 69 Billionen Dollar. (Anmerkung: Bei aktuell 301 Millionen Einwohnern entspricht das einem durchschnittlichen pro Kopf Vermögen von rund 230 Tsd. $)

Dabei gibt Ken Fisher zu, dass die offizielle US-Sparquote negativ ausfällt. Aufgrund ihrer absonderlichen Bilanzierungsregeln ist diese in seinen Augen jedoch eine Schande. Als Beispiele führt er an, dass die offizielle Sparquote nicht die Kapitalgewinne von Aktien – die traditionellste Form der Geldanlage in den USA – oder die Arbeitnehmerbeiträge auf Konten mit aufgeschobener Steuerschuld beinhaltet.

Auch wenn die alten Ängste andauern und neue Ängste hinzukommen glaubt Fisher nicht, dass diese Gefahren das Potenzial haben, Aktien fallen zu lassen. So hielten sich die vermeintlichen Katalysatoren für den vorübergehenden Kursrückgang im 1. Quartal – eine ins stocken geratende chinesische Konjunktur sowie das Ende der Yen Carry Trades – nur wenige Tage in den Schlagzeilen, bevor sich die Medien wieder dem US-Hausmarkt und der Sorge um die sogenannten „sub prime lending“, also Hypotheken mit minderer Qualität, zuwendeten.

Tatsächlich machen die sub prime lending nur einen sehr geringen Teil der gesamten Kreditvergabe aus. Auch das andauernde Gerede über eine bevorstehende Rezession, einer wiederauflebenden Inflation oder die Angst vor den nächsten Schritten der US-Notenbank sind nach Fishers Einschätzung keineswegs neu und damit vollständig in den gegenwärtigen Aktienkursen enthalten.

Insgesamt gibt sich Ken Fisher sehr begeistert und antizipiert zum jetzigen Zeitpunkt einen sehr erfolgreichen Jahresverlauf für Aktien.