Martin Whitman sieht verschlechterte US-Kreditwürdigkeit

In seinem letzten Quartalsbrief an die Anteilseigner der Third Avenue Funds erörterte Martin Whitman seine Meinung, dass sich die amerikanische Kreditwürdigkeit weiter verschlechtert. Zudem gab er Hinweise, wie er mit dem von ihm verwalteten Fondsvermögen darauf reagiert.

Valueinvesting.de, 22. September 2007

Ende Juli 2007 verwaltete Third Avenue Funds ein Vermögen von insgesamt 11 Mrd. $. Davon hielt Whitman 21% in liquiden Mitteln. Dieser Bargeldanteil ist zu 58% in kurzlaufenden britischen Staatsanleihen und zu 42% in Regierungstiteln der Vereinigten Staaten angelegt.

Martin Whitman hat das flüssige Kapital seiner Fonds überwiegend in Großbritannien investiert, da das dortige Zinsniveau z.Zt. über dem der USA liegt und da er davon überzeugt ist, dass bedeutende Bereiche der amerikanischen Wirtschaft, einschließlich der US-Bundesregierung, einer weiter verschlechternden Kreditwürdigkeit ausgesetzt sind. Das gesamte von Third Avenue Funds in britische Staatsanleihen investierte Kapital liegt bei annähernd 1,5 Mrd $.

Dass Martin Whitman seine Bargeldbestände lieber in Großbritannien, als in den USA anlegt, erklärt er mit von ihm erwarteten langfristig steigenden amerikanischen Zinsen sowie einem schwächeren US-Dollar. Beides steht für ihn in unmittelbarer Verbindung zu einer schwindenden Kreditwürdigkeit.

Das nicht am Geldmarkt investierte Kapital ist mit einem Anteil von 78,1% per Ende Juli 2007 nahezu ausschließlich in Aktien gebunden. In Whitmans Portfolio stammen 54% der Aktien von Unternehmen aus Nordamerika (USA und Kanada), während 46% in Aktien von Unternehmen aus Übersee investiert sind. Unter diesen hat Whitman Unternehmen aus Hong Kong mit einem Anteil von 53% stark übergewichtet, gefolgt von japanischen (29%), südkoreanischen (10%) und westeuropäischen (8%) Aktien.

Als Gründe für das starke Engagement außerhalb der Vereinigten Staaten gibt Whitman an, dass für ihn Aktien aus Übersee, im Vergleich zu Aktien aus den USA, und gemessen an ihren kalkulierten Inneren Werten, um einiges günstiger erscheinen. Darüber hinaus haben die Unternehmen aus Übersee nach seiner Einschätzung auf Sicht der kommenden fünf bis zehn Jahre größeres Wachstumspotenzial, als ihre amerikanischen Gegenstücke.

So erscheint es für ihn einfacher, das von Third Avenue Funds investierte Kapital mit einer durchschnittlichen Rate von wenigstens 15% p.A. zu vermehren.

Zudem ist der Aktienmarkt in Hong Kong nach Whitmans Einschätzung weniger effizient und bietet Bottom-Up Investoren die Möglichkeit, Qualitätsunternehmen zu niedrigen Preisen zu kaufen. So schrieb Martin Whitman bereits in einem früheren Brief an seine Anteilseigner: „Da der Aktienmarkt Hong Kongs im Vergleich zu dem der USA relativ ineffizient erscheint, ist es manchmal möglich, Aktien von extrem gut finanzierten Unternehmen zu Kursen zu kaufen, die einen substanziellen Discount zu ihrem Inneren Wert aufweisen.“

Die fünf größten Positionen in Hong Kong und Japan hält Whitman in Cheung Kong (CHEUY), Henderson Land (HLDVF), Toyota (TYIDF),  Posco (PKX) und Forest City (FCE/A).

Ungeachtet einiger makroökonomischer Faktoren bleiben die USA für Martin Whitman aber der beste Ort, an denen Bottom-Up Investoren in ausgesuchte Wertpapiere investieren können. Als Gründe dafür nennt er unter anderem die relative politische Stabilität sowie ein gut entwickeltes Rechtssystems. Auch wenn sich die Justizgewalt des amerikanischen Bundes nach seiner Einschätzung in den vergangenen sechs Jahren verschlechtert hat.

Darüber hinaus sprechen für Investments in den USA das gut entwickelte Finanzsystem, dessen Vorteile insbesondere in seinen Offenlegungsvorschriften und den Regeln zur Marktregulierung liegen. Außerdem verfügen die Vereinigten Staaten nach Aussage von Martin Whitman über eine gut ausgebildete und hart arbeitende Bevölkerung, die weltweit besten Universitäten, dem effizientesten Verteilungsnetz, eine relativ ehrliche und korruptionsfreie Regierung sowie einer Fülle an hochgradig talentierten und verantwortungsbewußten Managern.