Warren Buffett über Notenbankzinsen, Ölpreis und Inflation

In einem aktuellen CNBC-Interview äußerste sich Warren Buffett zu so unterschiedlichen Themen wie Notenbankzinsen, dem US-Dollar, die gegenwärtig diskutierte Kreditkrise, hohe Ölpreise, Inflation und über gute Unternehmen.

Valueinvesting.de, 28. September 2007

Notenbankzinsen

Warren Buffett denkt, dass die von der amerikanischen Notenbank (FED) kürzlich durchgeführten Zinssenkungen für die Kapitalanlage in Aktien nebensächlich sind. Sie interessieren ihn nicht! Es würde ihn auch nicht interessieren, wenn die Notenbank die Zinssätze anheben würde. Buffett sagt, dass dies seine Entscheidungen bezüglich der Investition in Aktien nicht beeinflussen würde. Selbst wenn Warren Buffett die Entwicklung der Zinsen genau vorhersehen könnte, würde es seine Absicht, eine bestimmte Aktie zu kaufen oder zu verkaufen, nicht beeinflussen.

Buffett fügt hinzu, das es bei der Aktienanlage lediglich darauf ankommt, gute Unternehmen zu vernünftigen Preisen zu kaufen. Nach seiner Einschätzung wird jeder, der sich beim Aktienkauf nach den Entscheidungen der Notenbank richtet, keine großartige finanzielle Zukunft erleben. Die Notenbankzinsen haben nach seiner Aussage keinen Einfluss auf den Wert eines guten Unternehmens in, von heute an gerechnet, drei oder fünf Jahren. Darüber hinaus merkt Buffett an, dass die Menschen, die nach den Signalen der Notenbank in den Aktienmarkt ein- oder aussteigen, ihre Broker reich machen, aber nicht sich selbst.

Die Entwicklung des US-Dollars

Auch den weiteren Verlauf des US-Dollars sieht Warren Buffett nicht von der Entwicklung der Notenbankzinsen, sondern von fundamentalen Problemen, wie dem großen Ungleichgewicht in der amerikanischen Leistungsbilanz, abhängig. Erst Anfang September sagte der FED-Chef Ben Bernanke, dass das gegenwärtige Leistungsbilanzdefizit nicht tragbar sei. Das gleiche sagte sein Vorgänger Alan Greenspan bereits vor drei oder vier Jahren. Nach Warren Buffetts Einschätzung wird sich an dieser Entwicklung, die in Wahrheit den Wert des Dollars beeinflusst, nichts ändern.

Aktienmarkt und Kreditkrise

Die vollständigen Auswirkungen der zur Zeit diskutierten und durch den Markt für Subprime-Hypotheken ausgelösten Kreditkrise kann auch Warren Buffett noch nicht endgültig absehen. Die Geschehnisse am Hypothekenmarkt haben aber keine Auswirkungen auf die Aktien der Unternehmen, die er für das Portfolio seiner Investmentholding Berkshire Hathaway kauft. Welche Aktien Buffett kauft, ist ausschließlich davon abhängig, was er über die zugrundeliegenden Unternehmen und deren Preise denkt, zu denen Aktien dieser Gesellschaften an der Börse gehandelt werden. Und dabei freut sich Warren Buffett umso mehr, je tiefer die Aktien der von ihm bevorzugten Unternehmen notieren.

Hoher Ölpreis und Inflation

In dem mit CNBC geführten Interview wurde Warren Buffett gefragt, ob es für ihn einen Punkt gibt, ab dem er sich vor Inflation fürchte. Seine Antwort viel scherzhaft aus, offenbart dabei aber sehr genau, wie Buffett über die laufende Geldentwertung denkt: „Seitdem ich vor 60 Jahren über dieses Phänomen gelernt habe, fürchte ich mich jeden Tag vor Inflation.“

Die Inflation (vergleiche: How Inflation Swindles the Equity Investor) ist laut Warren Buffett eine dauerhafte Gefahr. Dauerhaft deshalb, weil sie niemals verschwinden wird. Dabei wirkt sich Inflation wie eine laufende Abgabe aus. Nach Einschätzung Buffetts stellt sich die Frage, wie jeder einzelne damit umgeht, diese Abgabe über die Zeit zu kontrollieren. Dessen ungeachtet wird der Dollar langfristig weiter an Kaufkraft verlieren.

Der hohe Ölpreis, der sich gegenwärtig wieder auf die 80 $ Marke je Barrel Rohöl zubewegt, wirkt ebenso wie die Inflation, als Abgabe. Buffett erläutert, dass die USA derzeit jeden Tag 11 Millionen Barrel Öl importieren. Das bedeutet, dass bei einem um 1 $ höheren Ölpreis jeden Tag zusätzliche 11 Mio. $ aus der amerikanischen Wirtschaft abfließen. Damit wirkt sich ein steigender Ölpreis im Endeffekt wie eine Steuer auf die Wirtschaft der Vereinigten Staaten aus. Doch anstatt zur amerikanischen Regierung, fliesst diese Steuer zu verschiedenen Entitäten rund um die Welt.

Buffett fügt aber an, dass der um Inflation bereinigte Ölpreis vor 25 Jahren höher ausfiel. Daher wird die Wirtschaft nach Buffetts Einschätzung diese Steuer verkraften. Nichtsdestoweniger bleibt es eine Steuer, die direkt aus den Taschen der amerikanischen Verbraucher in die Kaufkraft von irgend jemand im Mittleren Osten fliesst.