Warren Buffett zur aktuellen Lage

In der vergangenen Woche unterstützte Warren Buffett Hillary Clinton bei dem bereits begonnen Wahlkampf für die kommende Präsidentschaft. Zu diesem Zweck half er in San Francisco auf einer Veranstaltung der Demokratischen Partei beim Sammeln von Spendengeldern.

Valueinvesting.de, 16. Dezember 2007

Dabei nannte Warren Buffett als Grund für die andauernde Dollarschwäche das US-Außenhandelsdefizit, das sich auf eine Größenordnung von zwei Milliarden Dollar am Tag beläuft. Dies bedeutet, dass die USA für diesen Betrag täglich mehr Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland einkaufen, als sie außerhalb der Vereinigten Staaten verkaufen. Für Buffett ist das gleichbedeutend mit einem Transfer von Vermögen.

Nach seiner Einschätzung wird der US-Dollar solange schwach bleiben, wie dieser Sachverhalt aufrecht gehalten wird. Außerdem ging Warren Buffett im Rahmen der Veranstaltung noch auf die derzeitige Krise im Banken- und Immobiliensektor ein, die nach seiner Auffassung durch komplizierte Finanzinstrumente hervorgerufen wurde.

Während seinem San Francisco Aufenthalt gab Warren Buffett auch ein Interview auf CNBC, in dem er sich unter anderem zur Geldpolitik der Notenbank, zur aktuellen Verfassung der amerikanischen Wirtschaft und zur Bewertung des Aktienmarktes äußerte:

Warren Buffett zur Geldpolitik

Nachdem die US-Notenbank vergangenen Dienstag den Leitzins (Zielsatz für Tagesgeld) um einen viertel Prozentpunkt auf 4,25% gesenkt hat, bezeichnete Buffett diese Zinssenkung für einen Investor als bedeutungslos, da er die Aktie eine Unternehmens kauft, das er mag. Und das unabhängig davon, ob die Notenbank den Leitzins um 50 Basispunkte anhebt oder absenkt. Buffett fügte hinzu, dass er auf der Grundlage solcher Leitzinsänderungen auch keine Aktien verkaufen würde.

Er erläuterte diese Haltung am Beispiel einer Farm oder einer Immobilie. Sofern diese Vermögenswerte bei ihrem Kauf ein gutes Investment waren, wird sich daran unabhängig vom Handeln der Notenbank nichts ändern. Als weiteres Beispiel nannte er seinen Kauf der Washington Post im Jahre 1973. Der Wert dieser Beteiligung hat sich unabhängig von allen Notenbankentscheidungen bis heute mehr als verhundertfacht (von 11 Mio. $ auf knapp 1,3 Mrd. $ per Ende 2006). Aus diesem Grund sind Änderungen der Leitzinsen kein Bestandteil von Buffetts Investmententscheidungen.

Während seiner Einschätzungen zur Geldpolitik kam Warren Buffett auch noch einmal auf die anhaltende Dollarschwäche zu sprechen, deren Ursache makroökonomische – das Außenhandelsdefizit – und keine geldpolitischen Hintergründe hat. Somit sieht er die Geldpolitik der Notenbank auch nicht als bestimmenden Faktor für den weiteren Verlauf des Dollars. Er stimmt aber zu, dass eine Senkung der Leitzinsen weiteren Druck auf eine bereits schwache Währung ausübt.

Warren Buffett zur aktuellen Lage der Wirtschaft

Die derzeitige wirtschaftliche Situation hält Warren Buffett für verblüffend, da sich die enorme Schwäche am Immobilienmarkt, die bei den Menschen einen „furchtbaren Vermögenseffekt“ auslöste, bislang noch nicht auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt hat. Buffett hält eine negative Kettenreaktion mit Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft für möglich, sofern die Arbeitslosenrate von gegenwärtig 4,7% nennenswert ansteigen würde.

Die zuletzt veröffentlichen Daten vom US-Arbeitsmarkt beurteilt Buffett in Anbetracht der Lage innerhalb der immobiliennahen Industrien als außergewöhnlich stark. Warren Buffett bekommt diese Lage unmittelbar selbst zu spüren, da Berkshire Hathaway über seine Beteiligungen unter anderem in den Geschäftsfeldern Ziegelsteine, Teppiche, Isolierungen, sowie Farben und Lacke tätig ist.

Und alle diese Geschäfte zeigen sich aufgrund der Situation, dass sich zehntausende von Amerikanern ärmer fühlen, deutlich beeinträchtigt. Doch solange sich diese Entwicklung nicht auf die Beschäftigung auswirkt, hält Buffett eine Rezession für unwahrscheinlich. Im anderen Fall erwartet er deutlich negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und schließt auch eine mögliche Rezession nicht aus.

In diesem Zusammenhang scherzte Buffett, dass er hoffentlich noch lange genug lebt, um einige Rezessionen in den USA zu am eigenen Leib zu spüren. Nach seiner Aussage erfährt ein junger Erwachsener etwa sechs bis sieben Rezessionen in seinem Leben. Warren Buffett bezeichnet periodische Rezessionen als die Natur des Kapitalismus. Sie bedeuten nicht das Ende der Welt.

Und für einen Investor sind Rezessionen die Zeit, in der man seine besten Käufe tätigt. Über sich selbst sagte Buffett, dass er im Jahre 1974 die besten Investitionen seines Lebens gemacht hat. Aufgrund der damaligen Stagnation der Wirtschaft sowie dem Ölpreisschock herrschte in jenen Tagen großer Pessimismus vor. Aber Aktien waren billig.

Das Wesentliche beim Investieren ist nach Aussage Buffetts darauf zu achten, welchen Gegenwert man für sein Geld erhält und nicht, welchen Verlauf die Konjunktur im kommenden Jahr nehmen wird. Warren Buffett sagt, dass sich die amerikanische Wirtschaft im Laufe der Zeit weiterhin gut entwickeln wird.

Parallelen zwischen 1974 und heute existieren für ihn nicht.

Warren Buffett über den Aktienmarkt

Die momentane Bewertung des Aktienmarktes hält Warren Buffett für alles andere als billig. Aktien können somit an Wert verlieren. Da Berkshire Hathaway auf lange Sicht aber Nettokäufer von Aktien sein wird, wünscht er sich niedrigere Aktienkurse. Dabei verhält es sich mit Aktien genau wie mit allen anderen Dingen. Sofern man diese in der Zukunft beabsichtigt zu kaufen, sind günstigere Preise wünschenswert.