Berkshire Hathaway im Jahr der Finanzkrise

Mit einem Rückgang des Buchwertes um 9,6% je Aktie dokumentierte die Investmentholding Berkshire Hathaway nun das zweite negative Jahr, seit Warren Buffett die Führung der Gesellschaft in 1965 übernommen hatte.

Valueinvesting.de, 07. März 2009

Verglichen mit den Ergebnissen des Standard & Poor’s 500, der Investoren (inklusive den Dividendenzahlungen aller im Index enthalten Unternehmen) einen Verlust von 37,0% bescherte, wird die Qualität der von Berkshire Hathaway gehaltenen Vermögenswerte durch den Jahresbericht für 2008 aber eindrucksvoll unterstrichen.

In seinem jährlichen Brief an die Berkshire Aktionäre wies Warren Buffett darauf hin, dass das vergangene Jahr nicht nur für Aktieninvestoren, sondern auch für Anleger in Unternehmens- und Kommunalanleihen, in Immobilien oder in Rohstoffen eine gleichermaßen verheerende Zeit war, die sämtliche Kapitalanleger ähnlich blutverschmiert und verstört zurückgelassen hat, wie „kleine Vögel die sich in ein Badminton Spiel verirrt haben“. Darüber hinaus beschreibt Warren Buffett die im Laufe des Jahres 2008 entstandene Finanzkrise wie folgt:

Das vergangene Jahr enthüllte in vielen der weltweit großen Finanzinstitutionen eine Reihe lebensbedrohender Probleme, welche zu einer Störung des Kreditmarktes führten und diesen in wesentlichen Punkten schon bald funktionsuntüchtig gemacht haben. Die mit fallenden Haus- und Aktienpreisen gepaarte Kreditkrise erzeugte im 4. Quartal 2008 nach Einschätzung Buffetts eine lähmende Angst, von der das gesamte Land erfasst wurde. In der Folge ereignete sich ein Rückgang der Wirtschaftsaktivität, der sich in einem Tempo beschleunigte, das Warren Buffett zuvor noch nicht erlebt hatte. Dadurch gelangten die Vereinigten Staaten und große Teile der Welt in einen Zyklus tückischer Gegenkopplungen, der verbunden mit Angst zu einem weiteren geschäftlichen Abschwung und damit zu noch mehr Angst geführt hat.

Die geschilderte Abwärtsspirale veranlaßte die US-Regierung zu massiven Handlungen, durch die der Ökonomie wirtschaftspolitische Medizin in einem zuvor noch nie dagewesenen Quantum verabreicht wurde. Diese bis dato undenkbaren Dosierungen werden nach Aussage Buffetts mit ziemlicher Sicherheit unerwünschte Nachwirkungen mit sich ziehen. Die konkreten Erscheinungsformen dieser Nachwirkungen sind reine Spekulation. In jedem Fall werden die durch die Regierung eingeleiteten Maßnahmen zu einer sehr heftigen Inflation führen. Darüber hinaus wurden bedeutende Industrien von Bundeshilfen abhängig, was weitere irrsinnige Anfragen von Städten und Staaten zur Folge haben wird. Die Entwöhnung aller dieser Instanzen von ihrer öffentlichen Versorgung stellt nach Einschätzung Buffetts eine politische Herausforderung dar.

Wie auch immer die Nachteile ausfallen mögen, Warren Buffett hält die starken und unmittelbar durch die Regierung eingeleiteten Maßnahmen des vergangen Jahres für entscheidend, um einen totalen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Die Folgen bei einem Zusammenbruch wären für alle Bereiche der Wirtschaft, ob der Wall Street zugehörig oder nicht, katastrophal gewesen.

Der vollständige Brief von Warren Buffett an die Aktionäre von Berkshire Hathaway steht zum Download unter www.berkshirehathaway.com/letters/letters.html bereit. In diesem bringt Buffett u.a. auch zum Ausdruck, dass sich unser Wirtschaftssystem trotz der gegenwärtigen Probleme über die Zeit bewährt hat und sich nach seiner Ansicht auch weiterhin bewähren wird.