Ein Portfolio, das zur Hälfte aus Bargeld besteht

Seth Klarman ist Value Investor und Portfoliomanager der Baupost Group. Im vergangenen Jahr erzielte er eine Rendite von 22%. Dabei bestanden 49,8% des von ihm verwalteten Vermögens aus Bargeld. Für ein aktiv gemanagtes Investmentportfolio ist ein solch hoher Bargeldanteil etwas außergewöhnliches. Für Seth Klarman ist das Halten von Bargeld allerdings normal. So lag sein Bargeldanteil in 2005 mit 45,8% ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau.

Valueinvesting.de, 20. Mai 2007

In einem Interview, das Klarman kürzlich der New York Times gegeben hat, sagte er dazu, dass er normalerweise jede Form von Fremdkapital meidet, um seinem Investmentportfolio Sicherheit hinzuzufügen. Lediglich bei einigen Immobilieninvestments setzt Klarman Fremdkapital in einem Verhältnis von 1 zu 1 ein. Das bedeutet, dass jeder Dollar an Verbindlichkeiten durch einen Dollar an Eigenkapital gedeckt ist. In einem Brief an die Gesellschafter der Baupost Group schrieb Klarman: „Wir sind große Fans von Angst. Und beim Investieren ist es eindeutig besser ängstlich als traurig zu sein“. In einem anderem Brief sagte er: „Bei fehlenden Investmentgelegenheit halten wir Bargeld, anstatt das Risiko zu steigern“.

In 2006 bestand Klarmans Investmentportfolio zu 17% aus amerikanischen, europäischen, asiatischen und kanadischen Aktien. 10% der Vermögenswerte waren in Immobilien und Finanzverbindlichkeiten anderer Unternehmen angelegt. Dabei investierte Klarman teilweise auch in Schuldverschreibungen von Gesellschaften, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden. Knapp 5% hatte Klarman in Private Equity Kapital angelegt. In Anbetracht des hohen Bargeldanteils können  Klarmans risikobereinigten Ergebnisse als spektakulär bezeichnet werden.

Aktuell ist Klarman beispielsweise in die australische News Corporation investiert, deren Aktien im vergangenen Jahr um 37% gestiegen sind. Auch wenn Klarman Ende Dezember 1,8 Million Aktien verkauft hat, besitzt die Baupost Group derzeit immer noch 4,19 Millionen Anteilsscheine. Klarman glaubt, dass die Aktien der News Corporation nach wie vor unterbewertet sind. Zwei weitere Klarman Investments sind die amerikanische Baumarktkette Home Depot und der koreanische Stahlkonzern Posco. Beide Unternehmen befinden sich auch im Aktiendepot von Berkshire Hathaway, das von Warren Buffett geführt wird.

In welche Anleihen Klarman investiert ist nicht so leicht herauszufinden, da diese Investments von der Baupost Group nicht veröffentlicht werden. Im vergangenen Jahr hatte Klarman aber verraten, dass sein zweitgrößter Einzelgewinn von einem Investment in NationsRent, einer Gesellschaft, die Ausrüstungsgegenstände an Bauunternehmen vermietet, stammt. NationsRent meldete im Jahr 2001 Konkurs an. Im Jahr darauf investierte Klarman ungefähr 100 Millionen Dollar in deren notleidende Bankverbindlichkeiten. Wiederum ein Jahr später wurde NationsRent reorganisiert. Daraufhin vergab die Baupost Group nochmals 50 Millionen Dollar an frischem Kapital und erhielt im Gegenzug NationsRent Aktien. Zwischenzeitlich wurde NationsRent aufgekauft. Nach einer Aussage von Seth Klarman hat die Baupost Group ihr Kapital mit diesem Investment mehr als verdoppelt.

Klarman sagt, dass er das Investieren in insolvente Unternehmen äußerst interessant findet, da die eingeleiteten Konkursverfahren die Werte solcher Unternehmen offenlegen. Außerdem sucht Klarman nach Investments, die er als Katastrophenversicherung bezeichnet. In 2006 fiel Gold in diese Kategorie. Gold wird von Klarman bevorzugt, falls der Dollar und andere Währungen weiterhin an Wert verlieren. Nach Einschätzung von Seth Klarman ist Gold unterbewertet, da sich Investoren bei der gegenwärtig gut laufenden Weltwirtschaft (goldilocks economy) nicht ausreichend um den Verfall ihrer Währungen kümmern.