Lou Simpson in der New York Times

Gegenüber der New York Times gab Lou Simpson Ende April sein erstes öffentliches Interview, seitdem Berkshire Hathaway 1995 alleiniger Eigentümer der Versicherungsgesellschaft Geico wurde. Bei dieser managt er seit 1979 das Investmentportfolio. Seine offizielle Berufsbezeichnung lautet „Chief Executive for Capital Operations“.

Valueinvesting.de, 01. Mai 2007

In dieser Funktion arbeitet Simpson in einer Dreiraum Bürosuite in Chicago. Diese teilt er sich mit einem kleinen Team, dessen Arbeitsweise sich nach seiner Ansicht von anderen Investoren unterscheidet. Lou Simpson sagt, dass sie sehr viel Zeit mit Denken und nur wenig mit Handeln verbringen. Bei den meisten anderen Investoren wäre dieses Verhältnis genau umgekehrt.

Die von ihm ausgewählten Aktien findet Lou Simpson nicht in Researchstudien, sondern durch eigene Überlegungen. Den vorhandenen Bloomberg Ticker nutzt Simpson ausschließlich zur Beobachtung des Aktienmarktes. Darüber hinaus achtet er auf jede neue Nachricht, die er genau analysiert, anstatt sich einer Vielzahl irrelevanter Informationen auszusetzen.

Lou Simpson und Warren Buffett unterhalten sich mitunter mehrmals in der Woche. Es gibt aber auch Zeiten, in denen sie für ein oder zwei Monate nicht miteinander sprechen. In der Regel arbeitet Lou Simpson für sich alleine und trifft seine eigenen Entscheidungen. Vor diesem Hintergrund merkt er an, dass Erfolg um so schwieriger wird, je mehr Menschen vor einer Entscheidung zustimmen müssen.

Das Aktiendepot von Lou Simpson besteht zur Zeit aus ungefähr 10 Hauptpositionen. Zu diesen gehören American Standard, Nike, Comcast, Costco Wholesale, First Data, Home Depot, ServiceMaster sowie die UnitedHealth Group, die Simpson nach dem Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten in Verbindung mit Aktienoptionen kaufte. Geicos größte Position ist die britische Tesco. Die meisten dieser Aktien befinden sich auch in dem von Warren Buffett verwalteten Portfolio von Berkshire Hathaway.

Sein Investment in Nike fand Simpson beispielsweise über den Rivalen Reebok. Je mehr sich Lou Simpson mit Reebok beschäftige, um so deutlicher wurde für ihn der Wettbewerbsvorteil, den Nike innerhalb der Branche innehat. Nike verfügt nach Ansicht von Simpson über eine weltweit bekannte Marke, die in Wachstumsmärkten wie Asien noch nicht sehr stark vertreten ist.

Der Vermögensverwalter Thomas Russo von Gardner Russo & Gardner studierte ebenfalls die Sportartikelbranche für Investoren. Seiner Meinung nach betreibt Geico einen enormen Researchaufwand.

Seit Berkshire Hathaway Geico vollständig übernommen hat, wurden Simpsons Bezüge nicht mehr veröffentlicht. Nach eigener Aussage erhält er von Geico ein moderates Gehalt und darüber hinaus einen performanceabhängigen Bonus. Die entsprechenden Konditionen gelten unverändert seit Berkshires Übernahme. Dabei ist Warren Buffett bewußt, dass Lou Simpson anderswo mehr Geld verdienen könnte. Simpson selbst gibt sich von dieser Aussicht aber unbeeindruckt.

Auf die Frage, ob er die Verwaltung von Berkshires Aktiendepot übernehmen würde, gab er die Antwort: „Wenn Buffett mich gefragt hätte, würde ich dies zweifellos getan haben. Aber ich würde mir dies gewiß nicht ausgesucht haben oder darauf warten, dass es passiert“.