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Mr. Market im Frühjahr 2021

Mitte des vergangenen Jahres hatte sich der Aktienmarkt scheinbar in zwei Märkte aufgeteilt. Zum einen gab es die vielen Technologie- und sonstige schnell wachsende Unternehmen, die im Vergleich zu historischen Maßstäben sehr teuer geworden waren. Und zum anderen einen Aktienmarkt mit traditionelleren Unternehmen, die sich nach dem Markteinbruch im März nur wenig erholt hatten.

Dies führte dazu, dass am amerikanischen Aktienmarkt ganze fünf Unternehmen (Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft) rund ein Viertel der Marktkapitalisierung des S&P 500 Index ausmachten und der Rest mit der durch den Lockdown vor einem Jahr ausgelösten Wirtschaftskrise zu kämpfen hatte.

Zu dieser Zeit gab es auch immer mehr Veröffentlichungen, die auf die Diskrepanz in der Kursentwicklung zwischen den stark wachsenden Tech-Unternehmen, also den Momentum-Aktien, und den sogenannten Value-Aktien hingewiesen haben. Diese Kluft sollte demnach so groß geworden sein, wie zur Zeit der .com-Blase Ende der 1990er Jahre.

Die gesamte Entwicklung hatte sich schon länger aufgebaut und lief in den letzten Jahren auf ihren Höhepunkt zu. Nach den Präsidentschaftswahlen in den USA, gab es für Value-Investoren jedoch erstmals seit vier Jahren endlich zwei aufeinanderfolgende Quartale, in denen Value-Aktien besser abgeschnitten haben, als Momentum-Aktien.

Damit befinden sich Aktien momentan eindeutig in einem breit angelegten Bullenmarkt, der im März 2009 begann und damit bereits seit mehr als einem Jahrzehnt andauert. Viele Unternehmen erscheinen überteuert, selbst wenn sich die optimistischen Annahmen über ihre zukünftige Gewinnentwicklung als wahr erweisen.

Wo stehen wir heute?

Nach dem bekannten Zitat von John Templeton entstehen Bullenmärkte aus Pessimismus, wachsen in Skeptizismus, reifen in Optimismus und sterben schließlich an der Euphorie. Wahrscheinlich befinden wir uns für die meisten Aktien in der Optimismusphase, während in einigen Marktsegmenten aber schon die Euphorie zumindest ausgebrochen ist.

Das ganze wird von einem laufenden wirtschaftlichen Experiment mit massiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen begleitet, sodass die meisten Ökonomen in diesem Jahr ein äußerst starkes Wachstum für die Weltwirtschaft prognostizieren.

Währenddessen stellte der Fed-Vorsitzender Jerome Powell klar, dass noch mehr Vorkehrungen der Notenbank notwendig sind und dass eine Straffung der Geldpolitik vom Tisch ist, bis die Inflationsrate für einen nicht näher festgelegten Zeitraum 2% übersteigt und am Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrscht.

Somit erscheint das Risiko, dass die Fed den Bullenmarkt durch eine zu starke Straffung der Geldpolitik beendet, gering. Aufgrund der guten Prognosen für das Wirtschaftswachstum, dürften auch die Gewinne und Cashflows der Unternehmen höher ausfallen, als erwartet.

Demnach besteht das Hauptrisiko für den aktuellen Bullenmarkt darin, dass Aktien wie zuletzt Ende der 1990er Jahre zu teuer werden. Vor einem Jahr war die kollektive Psychologie der Börse Angst. Jetzt ist es Optimismus. Daher dürfte, sofern ein nicht vorhersehbares Ereignis ausbleibt, der Weg des geringsten Widerstandes für den globalen Aktienmarkt nach oben verlaufen.

In Kategorie: Börse

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Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

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