In den letzten 4 Jahren habe ich die von Joel Greenblatt entwickelte Magic Formula mit einer Auswahl von 30 Unternehmen mit einer Mindestmarktkapitalisierung von 500 Millionen US-Dollar getestet. Über diesen 4-Jahres-Zeitraum haben die Magic Formula Unternehmen gegenüber dem Standard & Poor´s 500 eine annualisierte Unterperformance von -9,5% erzielt.

Im vorliegenden Beitrag möchte ich die aus meiner Sicht wesentlichen Gründe thematisieren, die genau in diesem Zeitraum von Anfang November 2021 bis Ende Oktober 2025 zu einer derart massiven Unterperformance geführt haben. Vorab sind hier noch einmal die Magic Formula Portfolios der Jahre 2021, 2022, 2023 und 2024 verlinkt.
Bei der Magic Formula handelt es sich um eine rein quantitative Value-Strategie. Durch diese werden Unternehmen gekauft, die im Verhältnis zu ihren Gewinnen analytisch günstig erscheinen (hohe Kapitalrendite, Earnings Yield) und ihr Kapital effizient einsetzen (hohe Kapitalverzinsung, Return on Capital).
Im betrachteten Zeitraum traf die Strategie auf ein Marktumfeld, dass insbesondere durch einen KI-getriebenen Mega-Cap-Wachstumszyklus dominiert wurde. Die Magic Formula hingegen fokussiert sich auf Value-Aktien im Small- und Mid-Cap Bereich, der in dieser Phase deutlich schlechter abgeschnitten hat.
Aus meiner Sicht stellen diese beiden Gründe die Hauptursache für das enttäuschende Abschneiden der Magic Formula in den vergangenen vier Jahren dar und können praktisch als „perfekter Sturm“ gegen die Logik der Formel betrachtet werden.
Wachstumsaktien-Boom
Die gewählte Benchmark, der Standard & Poor´s 500, hat sich in diesem Zeitraum extrem untypisch verhalten. Die gesamte Performance des Index wurde fast ausschließlich von einer Handvoll Mega-Cap-Wachstumsaktien, den sogenannten Magnificent 7 (insbesondere Nvidia, Microsoft, Apple, Amazon, Google, Meta), getragen.
Diese Magnificent 7 Aktien sind jedoch das exakte Gegenteil von dem, was die Magic Formula sucht. Sie sind beziehungsweise waren analytisch teuer (niedrige Kapitalrendite, Earnings Yield) und gelten als Growth-Aktien.
Dagegen ist die Magic Formula darauf ausgelegt, solche rein rechnerisch teuren High-Flyer zu meiden. Mit der Anwendung der Magic Formula wurde also gegen einen Index gewettet, dessen Haupttreiber durch den von Joel Greenblatt konzipierten Bewertungsansatz per Definition aus dem Portfolio ausgeschlossen wurde.
Small- und Mid-Caps vs. Large-Caps
Mit der von mir gewählten Mindestmarktkapitalisierung von 500 Millionen US-Dollar habe ich mich bei den Magic Formula Portfolios vorzugsweise auf Small- und Mid-Cap Unternehmen konzentriert. Hingegen wurde die Performance des S&P 500, wie zuvor beschrieben, von Large- und Mega-Cap Wachstumsunternehmen angetrieben.
Der Bewertungslücke von Small-Cap Aktien hat sich auch die auf Deep-Value Investing Strategien spezialisierte Investmentfirma Pzena Investment Management in einem kürzlich veröffentlichten Kommentar zum 3. Quartal 2025 mit dem Titel „Extreme valuations & durable fundamentals – the case for small caps globally“ gewidmet.
In diesem Kommentar hebt Pzena Investment ebenfalls hervor, dass die sogenannten Magnificent 7 Aktien fortwährend überdurchschnittliche Renditen erzielt haben und die Marktkonzentration weiter zunimmt.
Dadurch ist die Bewertungslücke zwischen großen (vor allem Technologiewerte) und kleinen Unternehmen auf ein Niveau gestiegen, wie es zuletzt in der Nifty Fifty und Dotcom-Ära zu beobachten war. Infolgedessen werden Small-Cap Aktien aktuell zu einem besonders hohen Abschlag im Vergleich zu den großen Unternehmen gehandelt.
Fazit
Den Test der Magic Formula werde ich nicht weiter fortführen, da ich persönlich eher weniger in Aktien von kleinkapitalisierten Unternehmen investiere.
Zwar könnte ich bei der Auswahl der Magic Formula Unternehmen die Mindestmarktkapitalisierung von 500 Millionen US-Dollar auf beispielsweise 10 Milliarden US-Dollar anheben. Allerdings schränke ich dadurch das Anlageuniversum, auf das die Magic Formula angewendet wird, drastisch ein. Dies führt zu folgendem Ergebnis:
Bei 500 Mio. US-Dollar Mindestmarktkapitalisierung durchsucht der Magic Formula Screener einen großen Pool von Tausenden Aktien. Er vergleicht diese miteinander und erstellt eine Rangliste. Die Top-Aktien sind die „besten und günstigsten“ aus dem gesamten Pool. Die Formel findet hier oft Small- und Mid-Cap Aktien, da diese vom Markt häufiger übersehen werden.
Dagegen verwirft der Screener bei einer Mindestmarktkapitalisierung von 10 Mrd. US-Dollar zuerst alle Aktien mit einer Market-Cap zwischen 500 Mio. und 10 Mrd., wodurch nur ein viel kleinerer Pool von Aktien übrig bleibt. Somit verpasst man die im Gesamtvergleich deutlich bessere Kombination aus hoher Kapitalrendite und hoher Kapitalverzinsung.