Woodstock für Kapitalisten

Nachdem Warren Buffett bereits im letzten Aktionärsbrief die Regelung seiner Nachfolge als Chief Investment Officer von Berkshire Hathaway angesprochen hatte, war diese Frage auch auf der am vergangenen Samstag den 5. Mai 2007 durchgeführten Jahreshauptversammlung eines der Hauptgesprächsthemen.

Valueinvesting.de, 08. Mai 2007

Derzeit liegen Buffett etwa 600 bis 700 Bewerbungen vor, die er in den kommenden Wochen und Monaten sichten will. Zunächst plant Buffett unter diesen bis zu vier Personen auszuwählen, die die Leitung von Berkshires Investmentportfolio übernehmen können. Dabei brachte Warren Buffett zum Ausdruck, dass für seine Auswahl nicht ausschließlich Intelligenz, sondern auch das entsprechende Temperament erforderlich ist, um die bei Berkshire Hathaway über Jahrzehnte aufgebaute Investmentkultur zu bewahren.

Hierfür bietet Buffett den Interessenten ein bescheidenes Grundgehalt, sowie ein Erfolgshonorar, dass in Abhängigkeit von Berkshires künftiger Outperformance gegenüber dem Standard & Poor’s 500 Aktienindex gezahlt würde. Darüber hinaus gesteht Warren Buffett auch seinem Nachfolger – wie den Managern der von Berkshire Hathaway kontrollierten Unternehmen –  alle Möglichkeiten zu, frei arbeiten zu können. Beispielsweise sagte Buffett, dass der Job auch außerhalb von Omaha (Berkshires Firmensitz) erledigt werden könne.

Für die Nachfolge des Berkshire Hathaway Vorsitzes sucht Warren Buffett ebenfalls einen geeigneten Kanditen. Einer von ihnen ist der 63-jährige Tony Nicely, der Berkshires Kfz-Versicherer Geico leitet. Als weiterer Kandidat wird der 50-jährige David Sokol, Vorstandsvorsitzender von Midamerican Energy, gehandelt. Midamerican Energy wurde von Berkshire Hathaway erst im Jahr 2000 übernommen, als Warren Buffett das Unternehmen aufgrund vorübergehender geschäftlicher Probleme preiswert kaufen konnte.

Außerdem äußerte sich Buffett auf der Hauptversammlung zu seinen weiteren Investmentplänen. Da Berkshire Hathaway trotz zuletzt reger Investitionstätigkeit über 46 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln verfügt (Vorjahr: 43 Mrd. Dollar) und zudem beständig neue Barmittel hineinströmen, möchte sich Buffett „nicht auf Mäuse sondern auf Großwild“ konzentrieren. Der letzten 3,2 Mrd. Dollar schweren Beteiligung an der US-Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe dürften also weitere Transaktionen ähnlicher Größenordnung folgen.

Nebenbei wurde auf der diesjährigen Hauptversammlung mit rund 27.000 Berkshire Aktionären ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Die Ergebnisse des 1. Quartals wurden dadurch fast zur Nebensache. Hier konnte Berkshire Hathaway, insbesondere aufgrund eines positiven Verlaufs seiner Versicherungsaktivitäten, den Gewinn um 12% steigern. Damit belief sich der Quartalsgewinn auf 2,6 Mrd. Dollar oder 1.682 Dollar je Klasse A-Aktie (Vorjahr: 1.501 Dollar). Berkshires operativer Gewinn legte von 1.160 Dollar je Aktie auf 1.434 Dollar sogar noch deutlich stärker zu.