Kommentare 1

Mohnish Pabrai reduziert seine Alibaba-Beteiligung um 78%

Mit Veröffentlichung der Transaktionen für das 3. Quartal 2021 gab Mohnish Pabrai überraschenderweise bekannt, dass er seine erst in diesem Jahr erworbene Beteiligung am chinesischen E-Commerce Unternehmen Alibaba um stolze 78% reduziert hat.

Da die Aktien von Alibaba im 3. Quartal deutlich niedriger notierten als bei Pabrais Käufen, hat er mit den veräußerten Anteilen einen Verlust realisiert. Investoren und private Anleger die Mohnish Pabrai näher verfolgen, stellen sich daher die Frage, was Pabrai zu seinem Schritt bewegt hat.

Wie ein Blick auf das aktuelle Portfolio (Stand: 30.09.2021) zeigt, hat Mohnish Pabrai im vergangenen Quartal neben Alibaba fünf weitere seiner Investments reduziert und lediglich die Beteiligung an Micron Technologies geringfügig aufgestockt.

Portfolio von Mohnish Pabrai (Stand: 30.09.2021)
Quelle: TIKR Terminal

Bei der Portfolio-Übersicht ist zu berücksichtigen, dass diese nur diejenigen Beteiligungen enthält, die einer Berichtspflicht unterliegen beziehungsweise anderweitig veröffentlicht wurden.

In einem Interview aus dem Jahr 2019 sagte Mohnish Pabrai, dass er den Großteil seiner Gelder nach Indien, der Türkei und Südkorea verlagert habe, wo er bessere Anlagemöglichkeiten vorfinde. Daher macht das dargestellte Portfolio nur einen Teil des vom ihm verwalteten Vermögens aus.

Spekulationen über den Alibaba-Verkauf

Weshalb sich Mohnish Pabrai nach nur wenigen Monaten Haltedauer von einem Großteil seiner Alibaba-Aktien getrennt hat, wirft eine Menge Fragen auf. Schließlich passt diese Transaktion überhaupt nicht zu der von ihm selbst kommunizierten Strategie nach Aktien zu suchen, die sich in den kommenden Jahrzehnten vervielfachen können.

These 1: Umschichtung in Tencent

Nachdem sich Mohnish Pabrai in einem Online-Vortrag am Boston College kürzlich sehr vorteilhaft zu Tencent geäußert hat, wird vermutet, dass er mit dem Verkaufserlös von Alibaba eine Tencent-Beteiligung aufgebaut und als Investmentvehikel die südafrikanische Gesellschaft Naspers Limited oder das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Prosus N.V. genutzt hat.

Prosus hält eine Beteiligung von 28,9% an Tencent, während Naspers wiederum 58,0% der ausstehenden Aktien von Prosus besitzt.

Bereits im Jahr 2001 investierte Naspers bei einer Venture-Capital-Investition 32 Millionen US-Dollar in Tencent; eine Beteiligung, die beim aktuellen Tencent-Aktienkurs von 62,70 USD einem Marktwert von 174 Milliarden US-Dollar entspricht. Dadurch wurde Naspers die nach Marktkapitalisierung größte Aktie in Südafrika und machte an der Börse von Johannesburg einen Anteil von rund 25% aus.

Dies führte unter südafrikanischen Vermögensverwaltern zu einem Problem, da diese gezwungen waren Naspers-Aktien zu verkaufen, um ihr Portfolio nicht zu einseitig auszurichten. Durch die dadurch ausgelösten Zwangsverkäufe wurde Naspers mit einem großen Abschlag allein auf den Wert der Tencent-Beteiligung gehandelt.

Daraufhin gliederte Naspers im Jahr 2019 die nicht-südafrikanischen Investitionen in Prosus aus und notierte die neue Gesellschaft in Amsterdam. Durch die Verlegung von Vermögenswerten in ein Unternehmen, das an einer größeren Börse gehalten wird, hoffte Naspers in Richtung seines Nettoinventarwertes zu wachsen.

Im November 2020 kauften beide Unternehmen Naspers- und Prosus-Aktien im Wert von über 5 Milliarden US-Dollar zurück. Im April 2021 verkaufte Prosus etwa 14,6 Milliarden US-Dollar an Tencent-Aktien, wodurch der Anteil des Unternehmens an Tencent von 30,9% auf aktuell 28,9% gesenkt wurde.

Basierend auf dem Marktwert von Tencent und der nicht zu Tencent gehörenden Vermögenswerte, wurde Prosus Anfang Oktober 2021 mit einem Abschlag von rund 20% auf den Wert seiner Vermögenswerte geschätzt, während Naspers mit einem kalkulierten Abschlag von 40% auf den Nettoinventarwert gehandelt werden soll (Quelle: Gurufocus.com).

Weitere mögliche Gründe

Da Mohnish Pabrai im 3. Quartal verschiedene Aktienpositionen verkauft hat, ist es auch möglich, dass er realisierte Gewinne mit den Verlusten aus der Alibaba-Beteiligung steuerlich ausgleichen wollte.

Aufgrund seiner Kommentare in den letzten Wochen kann es ebenfalls sein, dass Mohnish Pabrai Liquidität benötigte, um neben Reysas – einem Anbieter von Logistiklösungen – weitere Investments in der Türkei zu tätigen.

Schließlich wird darüber spekuliert, ob Mohnish Pabrai die in den Vereinigten Staaten notierten ADRs gegen die an der Hong Kong Stock Exchange gehandelten H-Aktien eingetauscht hat.

Vielleicht hat sich auch einfach nur Pabrais Einstellung geändert und er musste sich eingestehen, dass er mit seinem Kauf von Alibaba falsch gelegen hat?

Fazit

Wie dem auch sei. Der plötzliche und unerklärte Rückzug von Mohnish Pabrai bei Alibaba macht deutlich, wie wichtig es für Privatanleger ist, selbst zu recherchieren und sich dadurch eine eigene Meinung zu einem potenziellen Investment zu bilden.

Denn ungeachtet aller Erklärungsansätze; die Gründe weshalb Mohnish Pabrai tatsächlich seine Alibaba-Beteiligung reduziert hat, kennt zur Stunde niemand. Es bleibt daher spannend, ob sich Pabrai in den kommenden Wochen und Monaten dazu äußern wird.

In Kategorie: Aktien

Über den Autor

Veröffentlicht von

Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

1 Kommentar

  1. In einem gestern veröffentlichten Interview mit Everything Money lüftete Mohnish Pabrai das Geheimnis, warum er seine Alibaba Aktien im 3. Quartal 2021 verkauft hat.

    Der erste Grund war von steuerlicher Natur. Pabrai realisierte den Verlust aus seiner Alibaba-Beteiligung, um damit Gewinne aus dem Verkauf von anderen Investments auszugleichen.

    Mohnish Pabarai erklärte weiter, dass er das Geschäftsmodell von Tencent erst richtig verstanden habe, nachdem er das Investment in Alibaba getätigt hatte und er Tencent für das bessere Geschäft hält.

    Infolgedessen hat er den Verkaufserlös von Alibaba in Tencent investiert und dafür das Vehikel Prosus genutzt, was ihm lukrativer erschien, als die Aktien von Tencent direkt zu kaufen.

Schreibe eine Antwort