In einem am 5. Dezember 2024 von MOI Global veröffentlichten Interview aus dem Jahr 2021 erklärt François Rochon, wie er großartige Unternehmen durch eine Kombination aus quantitativer und qualitativer Analyse identifiziert.
François Rochon ist Value Investor und führt mit dem „Rochon Global Portfolio“ ein persönliches Portfolio, das seit über drei Jahrzehnten als Modellportfolio für die von seiner Investmentfirma Giverny Capital verwalteten Kundenkonten dient.
Seit der Auflegung am 1. Juli 1993 betrug die durchschnittliche jährliche Gesamtrendite des Rochon Global Portfolio 14,8% gegenüber 9,3% für die von François Rochon verwendete Benchmark. Dies entspricht einer annualisierten Outperformance von 5,5% über einen 30-Jahres-Zeitraum.
Quantitative Analyse
Rochon möchte großartige Unternehmen besitzen und sieht den besten Weg sie zu identifizieren darin, sich ihre vergangenen Zahlen und ihre bisherige Leistung anzusehen. Im Rahmen einer quantitativen Analyse schaut er sich die Zahlen eines Unternehmens der letzten 5, 10 und 15 Jahre an, um zu verstehen, wie es sich in Rezessionen geschlagen hat.
Er schaut sich die durchschnittliche Kapitalrendite, die Gewinnspannen, den Verschuldungsgrad und die Qualität der Gewinne im Hinblick auf die Rechnungslegung an. Das ist der erste Schritt. François Rochon will starke Unternehmen mit starken Zahlen finden.
Rochon ist sich aber auch der Grenzen eines rein quantitativen Ansatzes bewusst, der sich zu sehr auf die Vergangenheit konzentriert. Denn die Zahlen der Vergangenheit belohnen nur die Aktionäre der Vergangenheit. Wenn Anleger heute Aktien kaufen oder Eigentümer eines Unternehmens bleiben, entscheidet die Zukunft, ob sie belohnt werden oder nicht.
Um sicherzustellen, dass die Ursachen, die in der Vergangenheit zu den guten Zahlen geführt haben, auch heute noch im Unternehmen vorhanden sind, bringt François Rochon die qualitative Analyse ins Spiel. Er versucht zu verstehen, warum das Unternehmen so gut abgeschnitten hat, warum es in der Lage war, in Bezug auf Margen oder Kapitalrendite so profitabel zu sein.
Qualitative Analyse
Auf der Grundlage einer qualitativen Analyse versucht Rochon, die Art des Geschäftsmodells, die Wettbewerbsposition und den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens zu verstehen. Dies ist für ihn ein wichtiger Teil der Analyse, um zu nachzuvollziehen, ob das Unternehmen über einen Burggraben verfügt und wie dauerhaft dieser ist.
Außerdem hat François Rochon im Laufe der Jahre gelernt, dass ein Hauptgrund dafür, dass ein Unternehmen besser abschneidet als andere Unternehmen in seiner Branche, in der Regel darin liegt, dass das Management großartige Leistungen erbringt.
Insofern hält er auch Ausschau nach einem guten Management, denn ein wirtschaftlicher Burggraben entsteht gewöhnlich nicht aus dem Nichts. Er wurde von Menschen geschaffen und er wird auch über die Jahre hinweg von Menschen aufrechterhalten. Rochon möchte sicherstellen, dass er es mit einem Management zu tun hat, das versteht, wie wichtig es ist, eine großartige Unternehmenskultur aufzubauen.
Kapitalallokation
Ein gewichtiger Faktor für ein hervorragendes Management ist die Kapitalallokation. Denn als langfristiger Aktionär eines Unternehmens (Rochon spricht von fünf oder zehn Jahren) wird ein großer Teil des Gewinns aus der Kapitalallokation des Managements entstehen.
Zur Beurteilung der Kapitalallokationsfähigkeiten des Managements sieht sich François Rochon an, wie das Unternehmen neue Produkte auf den Markt bringt und wie es Akquisitionen tätigt. Wurden beispielsweise intelligente Übernahmen zu vernünftigen Preisen durchgeführt?
Darüber hinaus können Unternehmen ihre Aktionäre belohnen, indem sie entweder Dividenden ausschütten oder Aktien zu einem günstigen Zeitpunkt zurückkaufen, wenn die Aktie zu einem Preis gehandelt wird, der unter ihrem Inneren Wert liegt.
Zusammenfassung
François Rochon beginnt mit der Überprüfung vergangener Kennzahlen wie Kapitalrendite, Margen, Verschuldungsgrad und Gewinnqualität, um großartige Unternehmen zu finden. Dieser quantitative Ansatz ist der erste Schritt.
Er räumt jedoch ein, dass vergangene Leistungen für sich genommen keine Vorhersage über den künftigen Erfolg erlauben. Rochon bewertet, ob die Faktoren, die den Erfolg in der Vergangenheit ausgemacht haben, wie Wettbewerbsvorteile und dauerhafte Burggräben, noch intakt sind.
Schließlich unterstreicht François Rochon die entscheidende Rolle des Managements bei der Schaffung und Aufrechterhaltung einer starken Unternehmensleistung, insbesondere bei der Kapitalallokation, der Produktentwicklung, den Übernahmen, den Dividenden und den Aktienrückkäufen.
Dieser ganzheitliche Ansatz sichert in seinen Augen das Potenzial eines Unternehmens für langfristige, überdurchschnittliche Anlagerenditen.
Danke für den Artikel.
Die Aussagen und Prinzipien des Herren Rochon ähnelt vor allem in Hinblick „Management“ sehr jenen von Phil A. Fisher. Als Investor kann man daher einige wertvolle Aspekte mitnehmen.
Herzlichen Dank und eine schöne Vorweihnachtszeit!
Grüße, T. A. Schuller