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Ken Fisher zum US-Dollar als Reservewährung

Die seit Jahrzehnten andauernden Warnungen von Experten, dass die Tage des US-Dollars als globale Reservewährung gezählt sind, hat Ken Fisher in seinem neuesten Artikel vom 14. Mai mit dem Titel „Foreign Currencies‘ Rise Will Not Wag the Dollar’s Demise“ aufgegriffen und vertritt darin Thesen, die völlig konträr zu den derzeitigen Ansichten einer breiten Öffentlichkeit sind.

Fishers Artikel ist auf jeden Fall interessant zu lesen, da er jede Menge Daten über die globalen Hauptwährungen enthält.

Zu Beginn seines Artikels führt Ken Fisher aus, dass seit dem Bretton-Woods System von 1944, bei dem der Dollar an Gold und andere Währungen an den Dollar gebunden waren, der US-Dollar von Experten und ausländischen Politikern gleichermaßen schlecht gemacht wurde. So hätten sich die Schwarzseher für den Dollar seit der Finanzkrise im Jahr 2008 verdoppelt. Nach Fishers Einschätzung waren diese frühen Warnungen aber nicht verfrüht, sondern sie waren von Grund auf falsch.

Verteilung der globalen Devisenreserven

Die Kritiker des Dollars haben Recht, dass der Anteil des US-Dollars an den Zentralbankreserven weltweit gesunken ist. Im Jahr 2000 belief sich der Dollar auf 71% der ausgewiesenen Devisenreserven. Heute sind es noch 59%. Dies bedeutet laut Ken Fisher aber nicht, dass Chinas Yuan oder eine andere Währung den Dollar „entthronen“ werden.

Der Yuan, der im Jahr 2000 nicht in den Bilanzen der Zentralbanken enthalten war, macht derzeit 2,3% der globalen Reserven aus. Sein Aufstieg ist eine Parallele zum kanadischen Dollar oder zum Australdollar. Beide stiegen von null im Jahr 2000 auf 2,1% beziehungsweise 1,8% heute. Das britische Pfund Sterling ist von 2,8% auf 4,7% gestiegen, während der Euro anstelle von 18% in seinen Anfangszeiten nun 21% der globalen Devisenreserven ausmacht.

Ken Fisher ist der Meinung, dass der Anstieg dieser Währungen an den Reserven nicht den Niedergang Amerikas signalisiert, sondern lediglich auf ein langsam wachsendes Vertrauen in andere Währungen hindeutet. In einer globalisierten Welt sind das für Fisher gute Nachrichten!

Beispiel Yuan und Euro

Ken Fisher weist darauf hin, das der chinesischen Politik in Hongkong und Taiwan große Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dagegen kümmern sich die Märkte jedoch hauptsächlich um die Wirtschaftspolitik. China hat in den letzten zehn Jahren viele sehr unterschiedliche Finanzmarktliberalisierungen vorgenommen, einschließlich der Ermöglichung eines stärkeren Einflusses des Marktes auf die Wechselkurse.

Bevor der Wechselkurs des chinesischen Yuan wie die Wechselkurse des Euro oder des US-Dollars vollständig schwanken, kann der Yuan nicht annähernd die globalen Märkte dominieren, ob digital oder nicht digital.

Die Devisenbestände der Zentralbanken in Euro erreichten 2009 mit 28% ein Hoch, bevor die Befürchtungen der europäischen Schuldenkrise sie bis zum Jahr 2016 auf 19% absinken ließen. Die leichte anschließende Erholung des Euro wertet Fisher angesichts der weit verbreiteten Sorgen um den Brexit als Vertrauensbeweis.

Die Nachfrage nach US-Dollar steigt

Darüber hinaus übersehen die pessimistischen Experten nach Ansicht von Ken Fisher die wichtigste Tatsache: Die Dollar-Nachfrage ist gestiegen! Die gesamten Dollarbestände haben sich seit 2010 mehr als verdoppelt und seit dem Jahr 2000 fast versiebenfacht. Im vergangenen Jahr stiegen sie um 4,2%, da die Devisenreserven insgesamt in die Höhe geschossen sind.

Daher besteht der US-Dollar einfach aus einem etwas kleineren Stück eines enorm größeren Kuchens. Die Nachfrage nach Dollar steigt weiter, da US-Staatsanleihen für Investoren der liquideste und vertrauenswürdigste Markt der Welt sind. An der Liquidität und dem relativen Vertrauen wird sich nach Einschätzung Fishers in absehbarer Zeit auch nicht merklich etwas ändern.

Aktuelle Renditen auf Staatsanleihen

Des Weiteren führt Ken Fisher aus, dass der Status der Reservewährung für die Vereinigten Staaten nicht zu niedrigeren Finanzierungskosten geführt hat. Fisher betrachtet die aktuellen Anleiherenditen.

Während die Rendite für 10-jährige amerikanische Staatsanleihen 1,6% beträgt, fallen die Renditen vieler Mitglieder der Eurozone negativ aus. Deutschlands Zins für 10-jährige Anleihen liegt bei -0,21%, während Frankreich momentan einen Zinssatz von 0,17% zahlt. Japan zahlt lediglich 0,08% für eine Laufzeit von 10 Jahren, obwohl der Yen nur 6% der globalen Devisenreserven ausmacht. Auch Japans Nettoverschuldung im Verhältnis zum BIP stellt die Amerikas in den Schatten.

Fazit

Mehr Währungen, die an Stabilität gewinnen, vertiefen laut Ken Fisher die weltweite Liquidität und beseitigen globale Handelsstörungen. Der Prozentsatz der Dollarreserven könnte sich mit dem Wachstum der Märkte anderer Länder weiter nach unten entwickeln. Weniger Abhängigkeit vom US-Dollar bedeutet für Fisher einfach eine breitere, stabilere Weltwirtschaft. Also genau das, was Anleger überall begrüßen sollten.

In Kategorie: Ökonomie

Über den Autor

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Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

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