Die weit verbreitete Dogs of the Dow Strategie ist einfach: Zu Beginn eines jeden Jahres investieren Anleger in die 10 Dow Jones Aktien mit der höchsten Dividendenrendite. Denn hohe Dividenden bedeuten niedrige Aktienkurse. Die Theorie besagt, dass sich die Dow-Aktien, die zu den größten und bestgeführten Unternehmen der Welt gehören, unweigerlich erholen werden.
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Die Idee, in unpopuläre Aktien zu investieren geht auf Benjamin Graham zurück. In seinem Buch Intelligent Investieren schrieb Graham, dass der Aktienmarkt Aktien regelmäßig und vorübergehend unter- beziehungsweise überbewertet. Der Kauf von unterbewerteten Blue Chip Aktien stellt einen konservativen Ansatz dar, wenn sie in Ungnade gefallen sind, oder vorübergehende geschäftliche Rückschläge erleiden.
Infolgedessen empfahl Benjamin Graham eine Investition in die 10 Dow Jones Aktien mit der schlechtesten Wertentwicklung auf der Grundlage des Kurs-Gewinn-Verhältnisses, die jedes Jahr ausgetauscht werden. Von 1937 bis 1969 haben diese 10 „unpopulären“ Dow-Werte mit dem niedrigsten KGV den Durchschnitt und die 10 Aktien mit dem höchsten KGV übertroffen. Anleger dürfen jedoch nicht erwarten, dass sie jedes Jahr besser abschneiden.
Wie die Dogs of the Dow Strategie entstand
Im Jahr 1991 erklärte der in Miami ansässige Vermögensverwalter Michael O’Higgins, dass es einfach ist, die Rendite des Aktienmarktes zu übertreffen. Er selbst hatte seit 1978 eine mechanische Strategie angewandt, um den Index zu schlagen. Er beschrieb diese Strategie in seinem Buch „Beating the Dow“.
Im Gegensatz zu Benjamin Grahams Buch „Intelligent Investieren“ oder dem zu Beginn der 1990er Jahre populären Klassiker Der Börse einen Schritt voraus von Peter Lynch, deren Investmentphilosophien Anlegern einiges an Mühen und Geschicklichkeit abverlangten, ließ sich der von Michael O’Higgins vertretene Ansatz einfach in die Praxis umsetzen. O’Higgins schrieb:
Um der Strategie von Benjamin Graham oder Peter Lynch folgen zu können, musste man fast wie Graham oder Lynch sein. Dagegen kann Jeder, der 10 Minuten Zeit hat, die Grundrechenarten beherrscht und die Finanzseite einer beliebigen Zeitung liest, meine Strategie anwenden.
In „Beating the Dow“ beschreibt O’Higgins zwei Strategien. Beide beginnen mit der Suche nach den 10 renditestärksten Aktien im Dow Jones Industrial Average Index. Die erste Strategie nannte er Dogs of the Dow 10, in der Anleger jede der 10 renditestärksten Dow-Aktien zu gleichen Teilen kaufen.
Die zweite Strategie wurde Dogs of the Dow 5 genannt, auch bekannt unter den Bezeichnungen „Small Dogs of the Dow“, „Puppies of the Dow“ oder die „Flying Five“. Bei dieser Strategie kaufen Anleger die fünf am niedrigsten bewerteten Aktien unter den 10 renditestärksten Dow-Unternehmen.
Das ursprünglich von Benjamin Graham verwendete Kurs-Gewinn-Verhältnis ersetzte Michael O’Higgins durch die Dividendenrendite, da sich seiner Ansicht nach Dividenden stabiler als die Unternehmensgewinne entwickeln. Dementsprechend ist eine hohe Dividendenrendite ein Signal für die Unterbewertung einer Aktie und deutet auf einen günstigen Kurs hin.
Bei den 30 im Dow Jones Industrial Average vertretenen Aktien handelt es sich um erstklassige Unternehmen, die dennoch von Zeit zu Zeit in eine schwierige Phase geraten können. Oftmals resultiert der günstige Aktienkurs aber nur aus einer vorübergehenden Unterbewertung, wie Graham feststellte.
„Wenn das Problem ein schlechtes Management ist, kommt ein neues Management, räumt mit der Vergangenheit auf, nimmt strategische Änderungen vor, die sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, tritt dem Pferd in die Flanke, um es in Bewegung zu bringen, und fängt an, wieder Geld zu verdienen“, so O’Higgins.
Nach Ablauf eines Jahres bewerten die Anleger ihr Portfolio neu. Die Aktien, die die ursprünglichen Kriterien nicht mehr erfüllen, werden verkauft. Sie werden durch solche ersetzt, die den Kriterien der Dogs of the Dow Strategie wieder entsprechen.
In seinem Buch zeigt O’Higgins auf, dass beide von ihm skizzierten Strategien die Rendite des Aktienmarktes von 1973 bis 1990 geschlagen haben. So lag die von den Dogs of the Dow Aktien in diesem Zeitraum erzielte Rendite um durchschnittlich 2,5% per anno über der Rendite des Dow Jones Index.
Performance und Fazit
Das Finanzportal boerse.de verfolgt die Performance der Dogs of the Dow Strategie seit 1995. In den 26 Jahren von 1995 bis 2021 erzielte die Strategie einschließlich reinvestierter Dividenden eine durchschnittliche jährliche Gesamtrendite von 7,6%. Diese Rendite hätte aus einer Anfangsinvestition von 10.000 US-Dollar 66.594 US-Dollar gemacht.
Im Unterschied dazu hätten Anleger in den Dow Jones Industrial Average Index im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 7,8% erzielt. Damit wären die gleichen 10.000 US-Dollar auf 71.003 US-Dollar angewachsen.
Unter Berücksichtigung der steuerlichen Auswirkungen (bei der jährlichen Neuausrichtung eines Dogs of the Dow Portfolios fällt auf die erzielten Kapitalgewinne der veräußerten Aktien Einkommenssteuer an) ist die Strategie dem einfachen Investment in einen Indexfonds, in dem der Zinseszinseffekt bis zum Verkauf der Anteile steuerfrei wirken kann, klar im Nachteil.
Hinzu kommt, dass nur wenige Anleger die mit der Dogs of the Dow Strategie zu erzielenden Renditen in der Realität auch tatsächlich verdienen würden, da der Ansatz es erforderlich macht, auch in Phasen der Unterperformance konsequent weiter in die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite im Dow Jones zu investieren.