Nach der jüngsten Aktienmarktkorrektur haben die großen Indizes seit Jahresanfang deutlich an Wert verloren. Auf Basis der gestrigen Schlusskurse ergibt sich derzeit folgendes Bild:
· S&P 500 -18,1%
· MSCI World -19,8%
· MSCI Emerging Markets -22,2%
· DAX -18,4%
Gemessen an den vorherigen Höchstkursen aus Januar befinden sich die Aktienmärkte gar in einem Bärenmarkt, der per Definition einen Rückgang der Kurse um 20% oder mehr bedeutet.
Chart: S&P 500 (grün), MSCI World (blau), MSCI EM (rot), DAX (schwarz)
Psychologisch betrachtet können Korrekturen am Aktienmarkt auch für langfristig orientierte Anleger frustrierend wirken. Sie sind jedoch ein unvermeidbarer Teil der eigenen Investmentkarriere. Wie man auf Marktkorrekturen reagiert, kann die Anlageergebnisse stark beeinflussen.
In der Vergangenheit hat sich Warren Buffett wiederholt dazu geäußert, wie er über Aktienmarktkorrekturen denkt.
Korrekturen am Aktienmarkt sind willkommen
In seinem Aktionärsbrief für das Jahr 1990 schrieb Buffett, dass viele Anleger, die während ihrem Leben regelmäßig in Aktien investieren, unlogischerweise euphorisch werden, wenn die Aktienkurse steigen und unglücklich, wenn sie fallen. Er hält diese Reaktion für verwirrend und vergleicht die Aktienkurse mit Lebensmittelpreisen.
Die gleichen Menschen, die bei fallenden Aktienkursen ein schlechtes Gefühl entwickeln, begrüßen als regelmäßige Käufer von Lebensmitteln fallende Preise und beklagen Preissteigerungen. Buffett weist darauf hin, dass es die Verkäufer von Lebensmitteln sind, die sinkende Preise nicht mögen.
Aus diesen Überlegungen leitet er das Denken über die Investitionen von Berkshire Hathaway ab. Berkshire wird Jahr für Jahr Unternehmen (oder kleine Teile davon, genannt Aktien) kaufen. Angesichts dieser Absichten sind sinkende Unternehmenspreise von Vorteil, während steigende Preise schaden.
Laut Warren Buffett ist die häufigste Ursache für niedrige Preise Pessimismus. Manchmal allgemein und manchmal spezifisch für ein Unternehmen oder eine Branche. Buffett sagt, das er in einem solchen Umfeld Geschäfte machen möchte. Nicht weil er Pessimismus mag, sondern weil er die Preise mag, die er hervorbringt.
Der Optimismus ist der Feind des rationalen Käufers!
All dies bedeutet für Buffett jedoch nicht, dass ein Unternehmen oder eine Aktie ein intelligenter Kauf ist, nur weil sie unpopulär ist. Solch ein gegensätzlicher Ansatz wäre für ihn genauso töricht, wie eine Strategie, die der Masse folgt.
Warren Buffett’s Hamburger-Beispiel
Im 1997er Aktionärsbrief stellt Warren Buffett folgende Frage:
Wenn Sie vorhaben, Ihr ganzes Leben lang Hamburger zu essen und kein Rinderzüchter sind, sollten Sie sich dann höhere oder niedrigere Preise für Rindfleisch wünschen? Und wenn Sie von Zeit zu Zeit ein Auto kaufen, aber kein Autohersteller sind, sollten Sie dann höhere oder niedrigere Preise für Autos bevorzugen?
Diese Fragen beantworten sich laut Buffett natürlich von selbst. Daher bittet er seine Leser davon auszugehen, dass sie in den nächsten fünf Jahren Nettosparer sein werden. Sollten sie dann auf einen höheren oder niedrigeren Aktienmarkt in diesem Zeitraum hoffen?
Viele Anleger machen nach Einschätzung von Warren Buffett in dieser Frage einen Fehler. Obwohl sie noch viele Jahre lang Nettokäufer von Aktien sein werden, freuen sie sich, wenn die Aktienkurse steigen und sind deprimiert, wenn sie fallen.
Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Sie freuen sich, weil die Preise für die „Hamburger“, die sie bald kaufen werden, gestiegen sind. Diese Reaktion macht für Buffett keinen Sinn. Nur diejenigen, die in naher Zukunft Aktien verkaufen werden, sollten sich über einen Anstieg der Aktienkurse freuen.
Kaufinteressenten sollten sinkende Preise viel lieber sehen!
Bezogen auf die langjährigen Aktionäre von Berkshire Hathaway, ist die Entscheidung für Warren Buffett noch klarer. Die Aktionäre sparen automatisch, da Berkshire für sie „spart“, indem es alle Erträge einbehält und diese Ersparnisse anschließend für den Kauf von Unternehmen und Wertpapieren verwendet.
Für Buffett liegt es auf der Hand, dass das indirekte Sparprogramm für die Berkshire Aktionäre umso rentabler ist, je billiger diese Käufe getätigt werden können.
Des Weiteren besitzt Berkshire bedeutende Positionen in Unternehmen, die ihre Aktien regelmäßig zurückkaufen. Der Nutzen, den Berkshire Hathaway aus diesen Aktienrückkaufprogrammen zieht, wächst mit fallenden Kursen.
Wenn die Aktienkurse niedrig sind, erhöhen die Mittel, die ein Portfoliounternehmen für Aktienrückkäufe ausgibt, Berkshires Beteiligung an diesem Unternehmen um einen größeren Betrag, als bei höheren Kursen.
Warren Buffett weist darauf hin, dass am Ende eines jeden Jahres etwa 97% der Berkshire-Aktien von denselben Anlegern gehalten werden, die sie zu Beginn des Jahres besaßen. Das macht diese Anleger zu Sparern, die sich daher freuen sollten, wenn die Aktienmärkte korrigieren und eine günstigere Mittelverwendung ermöglichen.
Anleger sollen daher lächeln, wenn Sie im Verlauf einer Aktienmarktkorrektur eine Schlagzeile wie „Während der Markt fällt, verlieren Investoren Geld“ lesen.
Stattdessen rät Buffett die Schlagzeile im Kopf in „Desinvestoren verlieren, wenn der Markt fällt – aber Investoren gewinnen“ zu ändern. Denn auch wenn diese Binsenweisheit oft vergessen wird, gibt es für jeden Verkäufer einen Käufer. Und was dem einen schadet, hilft zwangsläufig dem anderen.
Abschließend sagt Warren Buffett, dass Berkshire Hathaway in den 1970er und 1980er Jahren von den niedrigen Preisen, zu denen viele Aktien und Unternehmen verkauft wurden, enorm profitiert hat. Die Märkte, die damals für vorübergehende Investoren feindlich waren, waren für diejenigen, die sich dauerhaft in ein Geschäft eingekauft haben, freundlich.