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Chuck Akre’s dreibeiniger Hocker

Gemessen an den von GuruFocus veröffentlichen Performancedaten, erzielte Chuck Akre mit seiner Investmentfirma Akre Capital Management im 30-Jahres-Zeitraum von 1993 bis 2022 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 13,5% und übertraf damit die Ergebnisse des S&P 500 um 6,0% per anno.

Um seinen Anlageprozess zu beschreiben, verwendet Chuck Akre die Analogie eines dreibeinigen Melkschemels aus dem frühen 20. Jahrhundert. Dieser metaphorische Hocker bietet inmitten chaotischer Märkte einen stabileren und zuverlässigeren Stand, als ein vierbeiniger Standardhocker.

Chuck Akre’s dreibeiniger Hocker
Bildquelle: Akre Capital Management, LLC

Die Essenz unseres Anlageansatzes wird durch das Bild eines „dreibeinigen Hockers“ perfekt eingefangen. Dieser metaphorische dreibeinige Schemel beschreibt, wonach wir bei einer Investition suchen: (1) ein außergewöhnliches Geschäft, (2) ein talentiertes Management und (3) großartige Reinvestitionsmöglichkeiten und -historien.

Ich habe einen alten dreibeinigen Melkschemel in unserem Konferenzraum stehen und man sieht an ihm, dass er robust und langlebig ist. Wir glauben, dass unser Hocker aufgrund unserer vielen Jahre an Erfahrung genauso robust und langlebig ist! – Chuck Akre

Wie im Value Investing üblich, beginnt der von Chuck Akre verfolgte Anlageprozess mit der Erkenntnis, dass Aktien verbriefte Anteile an einem Unternehmen sind.

Insofern konzentriert sich Akre ausschließlich auf die langfristigen Aussichten der Unternehmen, in die er investiert. Er ist der Ansicht, dass er erfolgreich sein wird, wenn die Unternehmen, die er besitzt, erfolgreich sind und wenn er beim Kauf von Aktien dieser Unternehmen nicht zu viel bezahlt.

Das erste Bein des Hockers: Außergewöhnliche Geschäfte

Das erste Bein des Hockers steht für die Qualität des Unternehmens. Dieser erste Punkt war zum Teil das Ergebnis von Chuck Akres früher Investition in Berkshire Hathaway. Akre kaufte erstmals Berkshire-Aktien, als das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 100 Millionen US-Dollar hatte.

Aus dieser Erfahrung heraus wurde ihm klar, dass der beste Weg, um zu sehen, ob ein Unternehmen den Wert für seine Aktionäre steigert, das Wachstum des Buchwertes pro Aktie ist.

Außerdem wurde Chuck Akre darauf aufmerksam, dass die langfristige jährliche Rendite des Aktienmarktes von ungefähr 10% in etwa der durchschnittlichen Gesamtkapitalrendite der Unternehmen entspricht.

Akre gelangte zu der Einschätzung, dass die Rendite eines Unternehmens langfristig durch die laufende Kapitalrendite bestimmt wird. Um die vermögensbildende Kraft des Zinseszins optimal zu nutzen, kommt es also auf die Höhe der Kapitalrendite an. Insofern sucht Akre nach Unternehmen mit überdurchschnittlichen Kapitalrenditen.

Wir kommen zu dem Schluss, dass sich die Rendite einer Aktie bei konstanter Bewertung und fehlenden Ausschüttungen im Laufe der Zeit der Eigenkapitalrendite des Unternehmens annähern wird. Wir entscheiden uns also dafür, im Pool der Unternehmen zu schwimmen, bei denen die Renditen weit über dem Durchschnitt liegen, im Bereich von 20%. – Chuck Akre

Laut Chuck Akre ist ein weiterer Vorteil von Qualitätsunternehmen die Widerstandsfähigkeit, die sie in der Regel auch auf schwierigen Märkten zeigen. Eine gleichbleibend hohe Rentabilität über Konjunkturzyklen hinweg, in Verbindung mit soliden Bilanzen, schützt vor dauerhaften Kapitalverlusten.

Einige der Merkmale, auf die Akre beim ersten Bein seines Hockers achtet, sind auf der Webseite von Akre Capital aufgeführt:

  • Dauerhaft hohe, vorhersehbare Eigenkapitalrenditen und freie Cashflows
  • Erkennbare, nachhaltige Wettbewerbsvorteile
  • Preissetzungsmacht, die über den Kosten liegt (Inflationsschutz)
  • Ein leicht verständliches Geschäftsmodell
  • Vermeiden von Rendite-regulierten Branchen
  • Starke Bilanzen

Das zweite Bein des Hockers: Talentiertes Management

Chuck Akre weiß um die Bedeutung des Managements. Ein gutes Management kann in der Regel eine Erfolgsbilanz vorweisen, ist aktionärsorientiert und verfügt über eine gute Kapitalallokation.

Wir suchen nach Managern, die bewiesen haben, dass sie bei der Ausführung von Geschäften „Killer“ sind und die in der Vergangenheit immer im besten Interesse aller Aktionäre gehandelt haben – Chuck Akre

Neben den operativen Fähigkeiten erwartet Akre von den Managern seiner Unternehmen, dass sie Integrität besitzen. Er möchte, dass das Gleiche, was auf der Unternehmensebene geschieht, auch auf der Ebene der einzelnen Aktien geschieht. Denn nur so können die freien Aktionäre von der Entwicklung des Unternehmens in gleichem Maße profitieren.

Um das Management richtig einzuschätzen, liest Akre stapelweise Aktionärsbriefe, Stellungnahmen des Managements und Biografien. Er besucht die Unternehmenszentralen, Produktionsstätten und Einzelhandelsstandorte und stellt offene Fragen, um zu sehen, wie die Manager denken.

Für Chuck Akre ist es von entscheidender Bedeutung, dass das Management in der Vergangenheit im Interesse der Aktionäre gehandelt hat. Er möchte sehen, dass die Manager die öffentlichen Aktionäre als Partner behandeln, auch wenn sie sie nicht kennen.

Daher schaut man sich bei Akre Capital Management sowohl die Höhe der Gehaltspakete als auch die Anreize an, die Bar- und Aktienprämien auslösen. Chuck Akre liebt es, Manager zu finden, die durch den direkten Besitz von Stammaktien „skin in the game“ haben.

Dies sind die zusammengefassten Merkmale für das zweite Bein des Hockers:

  • Ein Management mit außergewöhnlicher Kompetenz, Integrität und Leidenschaft, das
  • die Aktionäre als Partner behandelt
  • Gleichgültigkeit gegenüber der kurzfristigen Ausrichtung der Wall Street
  • Schlanke Unternehmenskultur, um Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit zu fördern
  • Rational festgelegte Vergütungsregelungen

Das dritte Bein des Hockers: Großartige Reinvestitionsmöglichkeiten

Das letzte Standbein von Chuck Akres dreibeinigem Hocker ist die Kapitalallokation, also die Fähigkeit eines Unternehmens, Kapital mit hohen Renditen in die eigenen Geschäfte zu reinvestieren.

Im Laufe der Jahre hat sich unser Denken mehr und mehr auf die Frage der Reinvestition als wichtigste Zutat für eine erfolgreiche Investitionsidee konzentriert, wenn man bereits ein herausragendes Unternehmen identifiziert hat – Chuck Akre

Die Fähigkeit zur Kapitalallokation, um alle überschüssigen Barmittel, die das Unternehmen erwirtschaftet, in Projekte zu investieren, die überdurchschnittliche Renditen erzielen können, ist nach der Erfahrung von Chuck Akre die vielleicht wichtigste Frage, mit der ein CEO konfrontiert ist.

Darüber hinaus ist es auch der Bereich, in dem das Management am schnellsten und dauerhaftesten Werte schaffen oder zerstören kann. Akre ist der Ansicht, dass mit einem hervorragenden Kapitalallokator selbst ein gewöhnliches Unternehmen zu einer bemerkenswerten Zinseszinsmaschine werden kann.

Auf der anderen Seite bedeutet ein großartiger CEO zu sein, für ihn nicht, dass jemand auch ein geschickter Kapitalallokator ist. Als Beispiel nennt Chuck Akre die Dividendenpolitik eines Unternehmen. Oftmals wird mit Zahlung einer Dividende nur das Ziel verfolgt, die potenzielle Aktionärsbasis zu vergrößern.

Jedoch sollte die Entscheidung eine Dividende zu zahlen, seiner Meinung nach auf einer sorgfältigen Prüfung alternativer Reinvestitionsmöglichkeiten beruhen. Auch die Höhe des Aktienkurses, der unter Umständen den Rückkauf eigener Aktien steuerlich attraktiver macht, ist in die Erwägungen einzubeziehen.

Bei den Reinvestitionsmöglichkeiten und -historien achtet Chuck Akre auf:

  • Disziplinierte Reinvestitionsmuster
  • Möglichkeiten, den freien Cashflow organisch oder durch Übernahmen zu reinvestieren

Akre’s Suche nach Zinseszinsmaschinen

Chuck Akre versteht den Zinseszinseffekt und wendet ihn an. Wenn die drei Analysebereiche (1) Geschäft, (2) Management und (3) Reinvestition als Hauptbestandteile seines dreibeinigen Hockers diesen sicher auf dem Boden stehen lassen, bezeichnet er das Unternehmen als Zinseszinsmaschine.

Aus Erfahrung weiß Akre, dass diese Unternehmen selten sind.

Der nächste Schritt besteht für ihn darin, diese Unternehmen zu einer moderaten Bewertung zu erwerben und dann, sofern die Beine des Hockers intakt bleiben, die Aktien langfristig zu halten. Dabei denkt Chuck Akre in Zeiträumen von mindestens fünf bis zehn Jahren.

Der wichtigste Punkt ist für ihn das langfristige Durchhalten.

Im Bezug auf den Preis, den Chuck Akre zu zahlen bereit ist, geht er sehr diszipliniert vor. Denn die zu erzielende Rendite hängt letztendlich nicht nur von der Qualität der Unternehmen ab, sondern insbesondere auch vom Kaufpreis.

In Kategorie: Miscellaneous

Über den Autor

Veröffentlicht von

Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

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