In seinem Buch Der Börse einen Schritt voraus stellte Peter Lynch eine Formel vor, mit der Anleger den fairen Wert einer Aktie auf sehr einfache Art und Weise berechnen können. Die Formel wird von Peter Lynch in Kapitel 13 „Die wichtigsten Kennzahlen“ zusammen mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erörtert.
Laut Peter Lynch entspricht das KGV jedes korrekt bewerteten Unternehmens seiner Wachstumsrate. Ein Unternehmen mit einer Wachstumsrate von beispielsweise 12% und einem KGV von 6 ist aus seiner Sicht hochattraktiv.
Demgegenüber ist ein Unternehmen mit einer Wachstumsrate von 6% und einem KGV von 12 weniger attraktiv. Im Allgemeinen ist ein KGV, das der Hälfte der geschätzten Wachstumsrate entspricht, sehr positiv und ein KGV, das doppelt so hoch wie die geschätzte Wachstumsrate ist, negativ.
Die von Peter Lynch im Buch aufgestellte Fair-Value Formel ermöglicht es, die Wachstumsrate von Unternehmen mit den Gewinnen zu vergleichen und dabei zusätzlich die Dividendenrendite mit einzubeziehen. Die Formel lautet:
Fair-Value-Verhältnis = (durchsch. jährl. Wachstumsrate + Dividendenrendite) : KGV
Beträgt die prognostizierte langfristige Wachstumsrate eines Unternehmens zum Beispiel 12%, die Dividendenrendite 3% und das KGV 10, ergibt sich gemäß der Fair-Value Formel ein Wert von 1,5 (12 plus 3 geteilt durch 10).
Peter Lynch interpretiert ein ermitteltes Fair-Value-Verhältnis von kleiner 1 als schlecht und 1,5 als in Ordnung. Was Anleger aber wirklich anstreben sollten, ist ein Fair-Value-Verhältnis von 2 und mehr. Einen Verhältniswert von 3 beschreibt Peter Lynch als sagenhaft gut.
Interpretation der Ergebnisse
Im Grunde genommen basiert Lynchs Fair-Value Formel auf dem umgekehrten PEG-Ratio, das als Quotient aus dem Kurs-Gewinn-Verhältnis und dem erwarteten Gewinnwachstum eines Unternehmens berechnet wird.
Bei einem PEG-Ratio von weniger als 1 gilt eine Aktie als unterbewertet, bei einem Wert größer 1 als überbewertet.
Nachdem Peter Lynch noch die Dividendenrendite zur Wachstumsrate hinzuaddiert, ergibt sich laut Fair-Value Formel ein Fair-Value-Verhältnis von 1, wenn die Wachstumsrate eines Unternehmens einschließlich der Dividendenrendite seinem Kurs-Gewinn-Verhältnis entspricht.
Ein Verhältniswert = 1 bedeutet, dass die Aktie zu einem fairen Wert gehandelt wird. Darauf aufbauend ergibt sich aus den o.g. Fair-Value-Verhältnissen folgende Interpretation:
Im Gegensatz zur Konzeption von Benjamin Graham, der den Inneren Wert eines Unternehmens absolut bestimmte, liefert Peter Lynch in seiner Formel zur Wertermittlung lediglich eine Verhältniszahl, die einen Hinweis auf die aktuelle Bewertung einer Aktie gibt.
Eine gewisse Unschärfe ergibt sich bei Lynchs Fair-Value Formel aus der Frage, wie der Wert von 1,5 zu interpretieren ist. In seinem Buch beschreibt Peter Lynch diese Ziffer als „in Ordnung“. Bedeutet in Ordnung eher angemessen oder schon unterbewertet?
Eigene Erfahrungen mit der Fair-Value Formel
Keine Kennzahl, kein Konzept und keine Formel passen zu jedem Unternehmen beziehungsweise jeder Aktie. Ein nach der Formel von Peter Lynch berechnetes Fair-Value-Verhältnis von unter 1 muss nicht bedeuten, dass es sich bei einer bestimmten Aktie um eine schlechte Investition handelt.
In der Regel erscheinen Unternehmen bei Fair-Value-Verhältnissen von 2 und mehr aber auch nach anderen Metriken oder Wertermittlugsmethoden als attraktive Investition. Ein Fair-Value-Verhältnis von 3 oder höher kann auf einen absoluten Schnäppchenkauf hindeuten, oder zu einer Wertfalle führen.
Daher sind Anleger grundsätzlich gut beraten, sich bei ihrer Wertbestimmung immer auf verschiedene Methoden zu stützen. Peter Lynchs Fair-Value Formel kann jedoch als nützliches Tool verstanden werden, das Investoren bei ihrer Bewertung von Unternehmen gute Dinge leistet.